Home MusikKonzertberichte Metronomy überzeugen auf ihrer Tour zum Album “Small World”, auch mit vielen Klassikern (Köln, 22. Oktober 2019)

Metronomy überzeugen auf ihrer Tour zum Album “Small World”, auch mit vielen Klassikern (Köln, 22. Oktober 2019)

Autor: Tobi
Metronomy (© Alex Lambert)

(© Alex Lambert)

Dass die Briten von Metronomy hervorragende Livekonzerte spielen, hat sich im Laufe der Jahre herum gesprochen, und spätestens seit ihrem dritten Album “The English Riviera” aus dem Jahr 2011 und dem noch erfolgreicheren Nachfolger “Love Letters” (2014) sind ihre Longplayer auch keine Geheimtipps mehr, sondern zumeist klare Empfehlungen für alle Freunde von Indie-Pop zwischen handgemachten und elektronischen Klängen.

Am Abend des 5. August 2022 war das Kölner Carlswerk Victoria, das ca. 1.600 Besuchern Platz bietet, etwas mehr als halb gefüllt, als Metronomy im Rahmen ihrer Tour zum aktuellen Album “Small World” auf dem Programm standen. Da die selbe Halle beim vorpandemischen Gig im Oktober 2019 (lies unseren Konzertbericht hier) auch nicht entscheidend voller war, entspricht die Menge vielleicht einfach der Kölner Fanbasis mit Lust auf Livegigs und hat weniger mit der erfolgten Konzertverschiebung zu tun oder damit, dass das siebte Album der Band zwar sehr solide daher kommt, aber nicht ihr aufregendstes ist (lies unsere Rezension hier) – auch wenn sie damit in Großbritanien Platz 7 der Charts erreichen konnten. Natürlich wirkte ein schwitziger Gig wie im nur 500 Besuchern Platz bietenden Luxor 2011 damals vollgepackter (lies unseren Bericht hier), aber gerade jetzt, wo die Corona-Zahlen wieder gestiegen sind, ist etwas Luftigkeit und ausbleibendes Auf-den-Füßen-stehen oder Angerempel doch sehr angenehm – und man hatte auch viel mehr Platz zum Tanzen, der vom nicht weniger ausgelassenen 2022er-Publikum dankend angenommen wurde.

Doch der Reihe nach. Als Support-Act haben Metronomy in Deutschland das Kölner Trio Sparkling mit dabei. Die Jungs hatten ihren Song “I Want To See Everything” 2020 mal im sogenannten “Metronomy TV” auf YouTube gespielt und Metronomys Anna Prior hatte vor einem dreiviertel Jahr einen Remix von Sparklings “C’est Ma Vie” angefertigt, es gab also ein paar Beziehungen vorab. 30 Minuten lang durften die Lokalmatadore nun also ihre Stücke vorstellen und gaben sich hierbei auch reichlich Mühe, zwischen Indie-Pop und schrammeligen Momenten wirkte das Ganze allerdings etwas zu wenig mit musikalischer Identität und Linie versehen, auch wenn gute Ansätze durchaus zu erkennen waren und vor allem das zweite Stück zu gefallen wusste.

Um 21 Uhr dann kamen Metronomy auf die Bühne und eröffneten mit “Love Factory” vom aktuellen Album ein Konzert, das wieder Spaß machen sollte mit seiner Mischung aus neueren Songs und vielen Klassikern. Von letzteren spielten sie mit dem gemütlichen abgroovenden “The Bay”, dem flotten “Corinne” und dem blubbernd eingängigen “Reservoir” dann auch gleich drei Fan-Lieblinge, bevor die neue Hymne “It’s Good To Be Back” nach einer Corona-Konzertpause nun umso besser ins Bild passte.

Vom aktuellen Longplayer gab es natürlich noch weitere Songs mit der gemütlich poppigen Wohlfühl-Hymne “Things Will Be Fine”, dem eine Trennung zur sommerlichen Gute-Laune-Nummer umarbeitenden “Right On Time” und dem bewusst etwas schleppend angerichteten “Loneliness On The Run”. Noch mehr gefeiert wurden aber das wohlig abgroovende “Salted Caramel Ice Cream” vom Vorgänger-Album “Metronomy Forever”, dem Joseph noch eine witzige Einleitung zum in Deutschland anscheinend angesagten 9-Euro-Ticket spendierte, oder ältere Highlights wie das druckvolle “Insecurity”, der Ohrwurm “The Look” oder das in einer tollen, entspannten Version dargebotene “The Upsetter”.

In der Mitte des Konzerts gab es zudem ein fulminantes Instrumental-Doppel, als zuerst nur die sonst ja auch mal singende, immer überzeugende Schlagzeugerin Anna Prior zusammen mit Oscar Cash und dem zum festen fünften Bandmitglied aufgestiegenen Michael Lovett als Keyboardern “Boy Racers” vom geliebten Album “Love Letters” zelebrierte, dann mit den wieder auf die Bühne zurück gekehrten Joseph Mount und Gbenga Adelekan das extrem mitreißende “The End Of You Too” vom 2008er-Werk “Nights Out”. Es wurde gefeiert und getanzt, vorne wie hinten im Saal.

Natürlich war die Stimmung zu den vokalen Songs ebenso gut, die zumeist Bandkopf Joseph sang, wo aber auch Anna ihre gute stimmlichen Fährigkeiten immer wieder unter Beweis stellen konnte, leider etwas zu leise abgemischt. Ansonsten passt die Mischung der Musiker weiterhin optimal. Joseph ist als Frontmann und auch Gitarre spielender Hauptsänger großartig, Anna ist einfach nur stark, Gbenga reißt einen mit seinem Bass immer wieder mit, und Oscar sowie Michael spielen neben den Tasten auch Gitarren oder liefern Background-Gesänge – was für eine großartige Band.

Vor allem live wissen Metronomy immer wieder zu überzeugen, und das untermauerten sie hier in Köln mit 90 tollen Minuten, in denen sie als Zugabe mit dem Arschwackler “Old Skool” vom 2016er-Album “Summer 08”, dem umjubelten “Love Letters” und dem guten alten, knarzigen Instrumental “You Could Easily Have Me” vom ersten Album “Pip Paine (Pay The £5000 You Owe)” aus dem Jahr 2006 noch drei starke Stücke aus dem Hut zauberten.

Metronomys Mischung aus Indie-Pop, Elektro und rockigen Momenten weiß live immer wieder zu faszinieren, auch weil einige Songs anders als von den Studioaufnahmen gewohnt verabreicht werden, was umso mehr Spaß garantiert. Da lässt es sich auch verschmerzen, dass einige der älteren Live-Highlights wie “Radio Ladio”, “Holiday”, “Heartbreaker” oder “Back On The Motorway” weiterhin aus der Konzert-Setlist gestrichen bleiben.

Die weiteren Tourdaten:

09. August 2022 – München, Neue Theaterfabrik
10. August 2022 – Heidelberg, halle02
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Links:
Website von Metronomy
Website von Sparkling
Website des Carlswerk Victoria Köln

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