Eigentlich hatten sich die Rock Brothers Open Air für den Duisburger Landschaftspark angesagt, am 3. Juli 2004 jedoch war sicherlich kaum einer der Zuschauer traurig, dass die Veranstaltung nach Oberhausen verschoben worden war. Reinstes April-Wetter zwischen Regen, Sturm und Sonne sorgte dafür, dass eine überdachte Location zumindest mal Wettersorgen ausschloss. Etwa ein Drittel der König-Pilsener-Arena war für das Konzert hergerichtet worden, und wer nicht schon um 17 Uhr vor Ort war, der bekam kein Bändchen mehr verabreicht, welches zum Eintritt in den Innenraum befähigte. So war also die Kurve, auf die die Bands von der Bühne schauten, gut besetzt, was beinahe etwas Amphitheater-Ambiente verlieh, allerdings ohne den Charme eines solchen.
Maya Saban eröffnete den Abend, konnte allerdings noch keine besondere Stimmung unter das Volk zaubern. Besser gelang dies dem Dortmunder Cosmo Klein, der mit seinem Blues und seinem Humor zu gefallen wusste. Für die Backgroundsängerin, die mit verschlucktem Löffel ins Krankenhaus gebracht werden musste, ließ er per Handy einen Publikumsjubel übermitteln, mit rot-weißem Basecap und roten Turnschuhen strahlte er etwas Schimanski-Pott-Atmosphäre aus, mit Rufen wie “Come on, alle” beim starken “All I Ever Need” brachte er das Publikum auf seine Seite, vor allem aber sang Cosmo klasse. Beim funkig souligen “Party Train” wurde mitgewippt, und als sechster und letzter Song rundete “Baby Don’t Cry For Love” einen prima gelungenen Vorband-Auftritt ab.
Wer sich nicht sicher war, ob nun zuerst Sascha mit seiner Rockabilly-Formation als Dick Brave and the Backbeats oder doch Reamonn als erster Rock Brother auftreten würden, der musste nicht lange raten – übergroße “DICK”-Leuchtbuchstaben wurden auf die Bühne befördert. Um 20 Uhr folgte dann die erfolgreiche Combo und brachte die Stimmung zum Siedepunkt. Der Gag, als deutscher Schmusesänger mit einigen Musikern zum kanadischen Rock ‘n’ Roller zu mutieren, war ja bereits auf Platte von Erfolg gekrönt, und live zeigten Sascha alias Dick Brave und seine Jungs nun, dass sie eine tolle Show hinlegen. Bekannte Hits wie Pinks “Get The Party Started”, Michael Jacksons “Black Or White” oder Avril Lavignes “Complicated” wurden ebenso wie Oldies a la “Take Good Care Of My Baby”, “Buena Sera” oder “Just A Gigolo” als flotte Rockabilly-Nummern in den Saal geblasen. Dazu lieferten Dick Brave und seine Backbeats eine actionreiche Show, bei der sie herum rannten und hüpften oder auch mal auf ihre Instrumenten herum turnten. Ob bei “Teenager In Love” geschunkelt wurde oder bei dem Red Hot Chili Peppers Stück “Give It Away” die Post abging, der 90-minütige Gig war mitreißend und hat verdammt viel Spaß bereitet. Ganz zum Schluss tauschten die Bandmitglieder inkl. Dick dann auch noch reihrum die Instrumente – klasse!
Nun hatten es Reamonn natürlich schwer, gegen die Power und Spielfreude von Dick Brave anzuspielen. Mit der The Who-Coverversion “My Generation” eröffnete die irisch-deutsche Formation ihr Konzert, spielte dann mit “Valentine”, “Josephine” und “Supergirl” gleich drei bekannte Stücke hinterher. Die Stimmung war gut, jedoch nicht ganz so prickelnd wie zuvor. Die gesamte Show ist auf Sänger und Gitarrist Rea Garvey fokussiert, der sich vor Videografikleinwänden durchaus Mühe gab, allerdings zündeten vor allem die schnellen, rockigen Nummern dieses Rock Brothers nicht so recht. Bei Reamonn sind es vor allem die bekannten, melodischen Midtempo-Nummern und Balladen, die im Ohr bleiben. Das atmosphärische, mit Querflöte eingeleitete “Pain” wusste von den unbekannteren Stücken am meisten zu überzeugen. Mit der Coverversion von “Ohne dich” erwiesen Reamonn Selig die Ehre, bevor es über “Sunshine Baby” zum Hit “Star” ging. Bei “Beautiful Sky”, “Alright” und “Strong” kam ebenfalls Stimmung auf, man kann also nicht sagen, dass das Publikum nicht auch bei Reamonn in guter Laune war, sie schafften es aber eben nicht, so zu begeistern wie Dick Brave. Nach 75 Minuten Reamonn war der Abend beendet, und in Addition mit dem vorher Gesehenen hat sicherlich niemand sein Kommen bereut.