Wenn es einen Beweis brauchte, dass The Dead South mit ihrer Musik in Deutschland schon längst keine kleine Nummer mehr sind, dann war es die Ansetzung ihres Kölner Konzerts im knapp 4.000 Besucher fassenden Palladium. Dieses war am Abend des 11. Juni 2024 zwar nicht ausverkauft, aber doch gut gefüllt, als das kanadische Quartett auf der Tour zu seinem vierten Album “Chains & Stakes” auf dem Programm stand, das im Februar erschien und in den US Bluegrass Charts ebenso Platz 1 eroberte wie schon zuvor “Sugar & Joy”, das der Formation 2019 den internationalen Durchbruch bescherte, in Deutschland immerhin Rang 50 erreichte.
Eröffnet wurde der Abend ab 20 Uhr erst einmal vom kanadischen Landsmann Corb Lund, der mit einer abwechslungsreichen Mischung aus Country- und Western-Songs schon einmal die passende Stimmung in den Saal bastelte und bei schon zwölf Alben – wenn man die als Corb Lund And The Hurtin’ Albertans erschienenen dazu zählt – ja auch aus dem Vollen schöpfen konnte. So war es nicht schwer für ihn, aus Klassikern wie “(Gonna) Shine Up My Boots” oder “Chinook Wind” und neuen Songs vom ebenfalls im Februar veröffentlichten Longplayer “El Viejo” wie “It Takes Practice” oder “When The Game Gets Hot” ein buntes, stimmungsvolles, 45-minütiges Set zu erstellen, welches beim Publikum gut ankam.
Noch besser wurde die Stimmung dann aber natürlich, als The Dead South gegen 21.15 Uhr die Bühne betraten. Mit dem ruhiger startenden und dann ins Flotte übergehenden “Blood On The Mind” und “Yours To Keep” vom aktuellen Longplayer “Chains & Stakes” legte das Quartett los, um dann mit den schmissigen “The Recap” und “Travellin’ Man” vom 2014er-Debüt “Good Company” zurück zu den eigenen Anfängen zu gehen. Das Publikum hatten sie vom Start weg in der Hand, was sich mit Stücken wie den temporeichen “Boots” und “Time for Crawlin'” vom zweiten Album “Illusion & Doubt” (2017) oder dem getragenen “Black Lung” von “Sugar & Joy” keinesfalls änderte.
Die Musik und Aufstellung von The Dead South beschert ein ganz besonderes und auch daher sehr interessantes Konzerterlebnis, mal ganz davon abgesehen, dass die Jungs in ihren weißen Hemden mit Amish-Look zusammen mit der geschickt aufgebauten Westernstadt-Kulisse und feiner Lichtshow schon optisch herausstechen, alles gut zusammen passend. Die meisten Songs singt mit rauer Stimme Nate Hilts, der Gitarre und Mandoline spielt, ebenso wie der auch vokal aktive Scott Pringle. Weniger, aber hin und wieder auch gesanglich aktiv wird Danny Kenyon, der vor allem aber sein großes Cello spielt, zumeist wie eine Bassgitarre, hin und wieder aber auch als klassisches Instrument mit Bogen, was dann immer besondere Momente bedeutet. Auch das vierte Mitglied haut in die Saiten, und zwar am Banjo, wobei der noch jüngere Caelum Scott den verletzten Colton Crawford bestens vertrat und nebenher auch mit dem Fuß bei einigen Stücken noch mit der Basstrommel für Rhythmus sorgte, den die Jungs in ihrer besonderen, schwungvollen Mischung aus Bluegrass und Folk ansonsten aber auch ohne Schlagwerk gut hinbekommen.
Mit “A Little Devil”, “20 Mile Jump”, “Completely, Sweetly” und “Tiny Wooden Box” spielten The Dead South noch vier weitere Songs der aktuellen Scheibe, am allerbesten war die Stimmung dann aber doch natürlich bei umjubelten Fanfavoriten wie “Diamond Ring”, “That Bastard Son”, dem längeren und langsameren “Broken Cowboy” und dem mit 408 Millionen Aufrufen des dazugehörigen, gut gemachten YouTube-Videos zum Hit avancierten “In Hell I’ll Be In Good Company”. Nach ziemlich genau 90 Minuten wurde der stimmungsvolle Abend dann mit “Banjo Odyssey” abgeschlossen, und die voll zufriedenen BesucherInnen freuten sich, mal etwas musikalisch ganz anderes von hoher Qualität erlebt zu haben.
Hier die weiteren Termine der Tour bei uns:
12.06. Wiesbaden, Schlachthof
13.06. München, Zenith
15.06. Saarbrücken, Garage
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Links:
Website von The Dead South
Website von Corb Lund
Website des Palladium Köln