Einen eher ungewöhnlichen Ort hatten sich am 20. März The Eels für ihr Gastspiel in Berlin ausgesucht, die Passionskirche. Natürlich gab es keine Karten mehr, obwohl diese nicht unbedingt preiswert waren. Eröffnet wurde der Abend von Lori Carson, der Songwriterin aus Seattle (wo sie kürzlich von New York hin gezogen ist), die aber nicht wirklich ihr neues Album “Stars” vorstellen wollte, dies konnte ihr jedenfalls nicht gelingen. Warum? Sie saß alleine mit ihrer Akustikgitarre auf der Bühne und spielte einige Songs in diesem familiären, ruhigen und auch schönen Rahmen (Lagerfeueratmosphäre), während man auf dem gelungenen Album ja noch diverse andere Instrumente und elektronische Klänge zu hören bekommt, welche Abwechslungsreichtum und verstärkte Stimmungen garantieren. Zurückhaltend wirkte Lori, die vom Publikum mit nettem Applaus bedacht wurde, aber das passt ja zu ihrer meist ruhigen und auch eher von negativen Erfahrungen geprägten Musik.
Es folgte das, worauf sich wohl jeder in der proppevollen Kirche freute, der Auftritt der Eels. Deren neues Album “Daisies Of The Galaxy” wurde mit Musikern wie Peter Buck (R.E.M.) oder Grant Lee Phillips (Grant Lee Buffalo) eingespielt, die natürlich nicht mit auf Tour gekommen waren. So sah man neben Mastermind E alias Mark Oliver Everett und Drummer Butch einige andere Musiker, wobei einer der Bläser in Weihnachtsmannkostüm auf die Bühne kam, eigentlich etwas früh (oder spät) hierfür. Neben dem genialen E, der das Publikum mit seinem Charme des einfachen Mannes mit Jeanshemd und Basecap sofort in den Bann zog, dominierte die als Multiinstrumentalistin und auch Sängerin mitreisende Lisa Germano das Geschehen. Wie erwartet wurde das Konzert zu einem Besonderen, kein Wunder, ist die Musik der Eels doch ein Diamant inmitten von wertlosen Massen an einfallslosen Bands der heutigen Zeit. Auch wenn das neue Album etwas fröhlicher geraten ist als die von privaten Schicksalsschlägen in Moll eingefärbten Vorgänger, die Schwere bestimmt auch jetzt noch das Bild. Beim ersten Erwähnen des bösen, bösen F***-Worts mit vier Buchstaben entschuldigte sich E sicherheitshalber bei Jesus, schließlich spielte man in einer Kirche. Hin und wieder wurde der gemütlich aussehende Butch von E einbezogen, aber sowieso verrichtete hier jeder seine Arbeit erstklassig. Flotte Stücke und traurige Balladen gaben sich die Klinke in die Hand, alte und neue Songs, und am Ende war einfach jeder nur froh, dabei gewesen zu sein. Eine großartige Band mit ebensolchen Stücken, eine wundervolle Gastmusikerin Lisa Germano, ein E in Bestform – ein toller Abend.