Was alte Erfolge ausmachen, zeigte sich wieder mal am Beispiel des Berlin-Konzerts von The The. Gut, das Columbia Fritz ist nicht unbedingt eine große Arena, aber so klein dann auch wieder nicht. Da kommt Matt Johnson mit seiner Band The The nach nicht weniger als sieben Jahren Albumpause (lässt man das Coverversions-Album “Hanky Panky von 1995 mal beiseite) erstmals wieder auf Tour, und der Saal ist ausverkauft. Kaum zu glauben, hat die Formation doch nicht mal eine erfolgreiche Single am Start, im Gegenteil. “NakedSelf” ist ein Album, das sperrig klingt, eingenwillig, bis auf das eingängige “The Whisperers” nicht ins Ohr geht und mit dem Sound alter Erfolgstage nicht mehr viel zu tun hat. So findet man dann auch keine Teenies, das Publikum ist eher fortgeschrittenen Alters und man muss sich nicht vergreist fühlen, wie schön.
Auf die Geschichte von The The will ich gar nicht näher eingehen, ist sie doch in unserem Interview ausreichend erläutert. Hier sind sie nun, Matt Johnson und seine diesmaligen Mitstreiter, welche die selben sind wie auf dem Album: Spencer Campbell (Bass), Eric Schermerhorn (Gitarre) und Earl Harvin (Drums). Ein althergebrachte Rockband-Besetzung also, keine Synthesizer oder Sampler mehr in Sicht, diese Periode ist lange abgeschlossen. Damals hatten The The ihre größten Erfolge mit knalligen Computerbeats und druckvollem Gesang, “Infected” lief auf allen Feten. Hinterher orientierte sich Matt bereits in Richtung bodenständiger, handgemachter Musik, wie bei “This Is The Day” oder “The Beat(en) Generation” deutlich zu hören. Auch das Bühnenbild ist einfach gehalten, anfangs sieht man die Musiker kaum, agieren sie doch mehr als Schatten vor spärlich energiereichen, roten Leuchten. Matt Johnson hat nicht weniger als drei Mikrofone vor der Nase, um dem Mann am Soundpult die Arbeit, verschiedene Effekte auf seine Stimme zu legen, abzunehmen. So sucht er sich eben immer den passenden Kanal aus und kommt mal blechern, mal gestochen und mal einigermaßen normal über den Äther.
Je später der Abend, desto weiter sind The The nicht nur beleuchtet, sondern auch fortgeschritten, ihre neue Platte vorzustellen, durchsetzt mit den Klassikern, wobei Matt aus jeder Platte – sprich Schaffensphase – einige Songs ausgesucht hat. Bedingt durch den Verzicht auf Sampler und sonstigen Computerkram klingen die altbekannten Stücke, für die das Publikum hauptsächlich gekommen ist und die auch am meisten Applaus erhalten, total anders, und in so manchem Gesicht meint man ablesen zu können, dass nicht jede Neuinterpretation wirklich Gefallen findet, mag sie auch interessant sein. Teilweise fehlt eben doch der Kick, der die Songs damals zu dem gemacht hat, was sie waren. Ein Konzert ohne Effekthascherei, ohne große Show, ohne große Höhen und Tiefen. Ob progressiv mit harten Gitarrenriffs oder balladesk, alles plätschert etwas dahin, hat aber trotzdem den Charme einer Band, die sich auf das Wesentliche konzentriert und sich Mühe gibt.