Home MusikKonzertberichte Travis begeisterten in Köln live mit amtlichem Rock und gefeierter Melancholie (Köln, 3. September 2024)

Travis begeisterten in Köln live mit amtlichem Rock und gefeierter Melancholie (Köln, 3. September 2024)

Autor: Tobi
Travis (© Steve Gullick)

(© Steve Gullick)

Nachdem Travis auf ihrem im Juli veröffentlichten, zehnten Studioalbum “L.A. Times”, das Platz 4 der britischen Charts erklomm und in Deutschland immerhin Rang 15 belegte (in beiden Listen die beste Platzierung seit 2013), mit erneut wunderschönen, zudem sehr abwechslungsreichen Stücken mal wieder zu begeistern wussten – lies unsere Rezension hier – standen für Ende August und Anfang September gerade mal vier Konzerte im deutschsprachigen Raum auf dem Plan zur dazugehörigen Tour.

Kein Wunder also, dass die Live Music Hall in Köln am Abend des warmen 3. September ausverkauft und dementsprechend proppevoll war, als das schottische Quartett zu Besuch kam. Wer mit Travis sanfte, melancholisch schöne Musik verbindet, der liegt hiermit natürlich alles andere als falsch, dass man Fran Healy (Gesang, Gitarre), Andy Dunlop (Gitarre), Dougie Payne (Bass) und Neil Primrose (Schlagzeug), die angenehmerweise seit 30 Jahren in gleicher Besetzung musizieren, aber nicht hierauf reduzieren kann, das wissen alle Fans der Band, und das untermauerten die Jungs aus Glasgow dann auch an diesem Abend wieder.

Nachdem der Theme-Song der alten TV-Serie “Cheers” mit der Zeile “Where everybody knows your name” kurz erklang und die Bandmitglieder hierzu um 21 Uhr auf die Bühne kamen, wo nun wirklich jeder sie kannte, spielten Travis mit “Bus” zunächst zwar den gemütlichen, schönen Song des aktuellen Albums, in dem Healy erst in der hohen Kopfstimme und dann normal über einen Bus zu besseren, guten Zeiten singt. Dann aber gingen sie mit “Driftwood” aus ihrem zweiten, den weltweiten Durchbruch bringenden Longplayer “The Man Who” aus 1999 direkt zu zwei Klassikern über, folgte doch “Love Will Come Through” aus “12 Memories” (2003).

Nach dem schönen, auch noch gemütlichen, aber hier wie viele weit schmissiger und intensiver noch als auf der Studioaufnahme gebotenen “Alive” vom neuen Album tauschte Healy seine akustische dann gegen eine E-Gitarre und in einem Block von drei Songs aus der Debütscheibe “Good Feeling” von 1997 wurde gut abgerockt, was den Fans in Halle offensichtlich genauso gefiel und sie spätestens jetzt zum Schwitzen brachte. Der Titelsong und “Good Day To Die” machten klar, wir kraftvoll Travis auch abrocken können – und da setzten sie dann auch direkt an und machten auch das eigentlich weit zartere “Writing To Reach You” aus “The Man Who” zu einer progressiv energetischen Nummer.

So ergab sich ein sehr abwechslungsreicher Abend, an dem die Schotten durchgängig abgefeiert wurden, auch beim späteren Block von drei weiteren Songs aus “L.A. Times” mit “Raze The Bar”, dem Stimmungsbringer “Gaslight” und “Naked In New York City”, noch mehr aber natürlich bei ihren Ohrwurm-Hits “Side”, “Closer” und “Sing”, oder auch beim getragenen “Turn”, wo der den Bass stets locker aus der Hüfte spielende, oft grinsende Dougie die zweite Strophe sang.

Mit ihm, dem mal an Gitarre, mal an den Tasten wirbelden Andy und Drummer Neil bildete der gut aufgelegte Frontmann Fran, der zusätzlich zu starkem Gesang dann in der zweiten Hälfte doch zumeist wieder akustische Gitarre spielte, ein bestens eingespieltes und auch spielfreudiges Team – auch wenn Fran spontan zu Dougies Überraschung “The River” von der Setlist strich, vielleicht war es ihm auch einfach zu heiß in der Halle. Ansonsten wandte er sich aber mehrfach an das Publikum mit kleinen Anekdoten und bedankte sich auch dafür, dass mittelgroße Bands wie sie und auch kleine weiter mit Ticketkäufen unterstützt werden und nicht alles Geld nur in teure Karten für Stadionshows der Megastars investiert wird – und schließlich sei so die Stimmung auch toll und man sei sich näher, ja, “we’re no stadium fuckers”.

Auch der Zugabenblock brachte noch einmal Freude, als die Vier nebeneinander stehend erst “Flowers In The Window” nur zu Frans Gitarre zelebrierten, die in der zweiten Strophe gekonnt von Dougie und Andy mit je einer Hand gespielt wurde, während Fran zum Mitklatschen animierte. Als Coverversion wählten die Jungs dann, zurück an ihren Instrumenten, in Köln zwar nicht das geliebte “…Baby One More Time” wie bei den letzten Gigs der Tour aus, sorgten mit “Somewhere In My Heart” von Aztec Camera aber für ebenso gute Laune. Als Schlusspunkt eines begeisternden und daher zu Recht schwer umjubelten Konzerts boten die Großmeister wundervoller Melodien dann noch das tolle “Why Does It Always Rain On Me?” und entließen die beglückten Fans nach knapp 90 Minuten in die laue Kölner Nacht.

Hier sind Travis noch live zu erleben:

04.09.2024 Berlin, Huxleys Neue Welt
05.09.2024 Hamburg, Docks

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Links:
Website von Travis
Website der Live Music Hall Köln

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