Nein, ich kannte sie vorher nicht, die Sängerin Wallis Bird, zu deren Konzert ich am 12. Juni 2007 ins Kölner Underground kam. Nun, anscheinend aber kennen sie doch ein paar Leute, denn 200-300 Besucher fanden sich dann doch ein und gaben dem kleinen Konzertraum eine angenehme Fülle. Um 20.45 uhr betrat Wallis Bird die Bühne, mit drei Begleitmusikern – ein Schlagzeuger, ein Bassist, eine Backgroundsängerin mit stellenweise Percussion- oder E-Geige-Einsätzen. Wallis Bird selbst bedient die Akustikgitarre, und dies in imposanter Manier wie ein kleiner Wirbelwind. Es wurde schon alleine ohne Musik klar, dass hier selbige im Mittelpunkt stehen würde und nicht irgendwelche doofe Selbstdarstellung. Die kleine blonde Irin kam schlicht in Schlabberhose und grünem T-Shirt daher, trug dazu einen roten und einen grünen Turnschuh (wir erwähnen nicht, dass es sich um berühmte Chucks von Converse handelte), das Gesicht mit wenig oder keiner Schminke verputzt. Herrjeh, ‘ne Ökotruse – nee, ist sie nicht, sondern einfach eine verdammt natürliche Frau, die Spaß daran hat, ihre Musik zu spielen und zwischendurch ein wenig mit dem Publikum zu interagieren. Mit “Counting To Sleep” legte sie los und hatte ihr Publikum damit direkt im Griff. Stilistisch bot sie nicht nur den typischen Folk ihrer Heimat, sondern eine Palette von Gitarrenpop bis Akustik-Rock, was einige Facetten bereit hielt. Einige Stücke schrammelten ohne E-Gitarren, “Bring Me Wine” erinnerte an die Doors in seinem getragenen, intensivem Aufbau, dann gab es mal wieder schönen melodischen Pop oder auch mal eine ruhige Ballade – sehr abwechslungsreich, sehr gut, sehr mitreißend.
Von ihren Mitmusikern fiel nur Drummer Christian Vinne so richtig auf, der auch einen tollen Solopart im tollen Song “The Traveling Bird” hatte, wo er nicht nur Drums spielte, sondern auch im Ragga-Style dazu Vocals und zusätzliche Beatbox-Elemente brachte. Bassist Michael Vinne – sein Bruder – spielte solide sein Gerät, und die durchaus niedliche Background-Sängerin Aoife O’Sullivan wusste bei ihren Einsätzen gar nicht, wo sie zuerst nicht hinschauen sollte, schloss aber dann die Augen und sang eine sehr angenehme zweite Stimme. Im Mittelpunkt aber stand klar Wallis Bird. Während ich mich noch fragte, ob bei Linkshändern die Gitarren entgegengesetzt bespannt sind (also auch für die die tiefen Saiten oben), bewies die 25-jährige mir, dass es nicht so ist und ging eine Symbiose mit ihrem Instrument ein, schleuderte Akkorde oder schwierigere Parts in den Saal, und dazu noch sang sie mit einer tollen Stimme. Bemerkenswert, welche Klangfarbe sie beim Singen immer sofort erreichte, während sie beim Sprechen alles andere als außergewöhnlich klang. Und sie sprach so einiges, zumeist auf Englisch, mal auch (sie verlebte einst ein Gastsemester an der Popakademie in Mannheim) auf Deutsch. Selbstironisch stellte sie heraus, wie toll alle in ihrer Band “including myself” aussehen würden, freute sich über die Zahl der Besucher, hatte “Schätzelein” gelernt, wusste einiges über Tokio Hotel oder erlaubte den Fans, sich heimisch zu fühlen, Sex zu haben zu einer Ballade oder zu Furzen bei einem anderen Song – Wallis hatte einfach Spaß und übertrug diesen auf ihr Publikum. Die abwechslungsreiche und wirklich gute Musik tat ihr Übriges, so dass die Besucher für 10 Euro einen tollen Konzertabend erleben durften, der auch erst nach 105 Minuten beendet wurde. Klasse, diese wunderbar natürliche Frau muss man im Auge behalten!
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Links:
MySpace-Page von Wallis Bird
Homepage des Undergound Köln