Home MusikKonzertberichte Robbie Williams & Erasure – Kritik des Konzerts in Düsseldorf am 28. Juni 2017

Robbie Williams & Erasure – Kritik des Konzerts in Düsseldorf am 28. Juni 2017

Autor: Tobi

Robbie Williams live 2017

Wenn Robbie Williams sich ansagt, dann wird es immer noch voll. Im Zuge seiner “The Heavy Entertainment Show”-Tour hatte sich Robbie nach längerer Abstinenz mal wieder in den großen Stadien und Arenen des Landes angesagt – und so strömte auch am milden Abend des 28. Juni 2017 eine Masse an Fans in die Düsseldorfer Esprit Arena, um sich seine Show nicht entgehen zu lassen. Fast ausverkauft war das Stadion, nur ein paar Restkarten gab es noch an der Kasse zu erwerben.

Dass die Fans fast ausnahmslos wegen Robbie Williams gekommen waren, das war klar. Trotzdem hatte dieser mal wieder einen reizvollen Support-Act im Gepäck. Das Synthiepop-Duo Erasure durfte den Abend für Robbie eröffnen. 32 Jahre gibt es Erasure nun schon, und in dieser langen Zeit erlebten sie die Höhen und Tiefen des Musikbusiness. Mit “World Be Gone” gab es zuletzt ein Album irgendwo dazwischen, mit einigen guten und einigen belanglosen Stücken. Kein Wunder also, dass Mastermind Vince Clarke und Sänger Andy Bell die 45 Minuten ihres Auftritts als Anheizer für den großen Robbie in eine “Best Of”-Show verwandelten und fast ausschließlich die Hits aus den 80ern und ganz frühen 90ern spielten, die der Hauptgrund für mehr als 25 Millionen verkaufte Alben waren. Um 19.30 Uhr betraten Erasure die Bühne. Im schicken Anzug daher kommend bediente Vince im Hintergrund Gitarre und Synthies, während Andy vorne im goldenen Glitzeranzug für die Show sorgte, unterstützt von zwei in Gold und Silber gehüllten, guten Background-Sängerinnen. Mit dem Klassiker “Victim Of Love” und dem energetischeren “Drama” brachten Erasure die Zuschauer in der bereits gut gefüllten Arena schnell auf ihre Seite, so dass als einziger Song vom aktuellen Album “Love You To The Sky” eingestreut werden konnte – wahrlich nicht die beste Nummer der Scheibe. Zwischen den Titeln gab sich Andy mit gebrochenem Deutsch sympathisch, während der Stücke bewies er, dass er stimmlich nicht viel verlernt hat, lediglich bei den ganz lang gezogenen, hohen Tönen schien ihm die Puste etwas auszugehen, und so umging er dies geschickt. Auch wenn die beiden etwas in die Jahre gekommen sind und auch bei Andy inzwischen ein kleines Bäuchlein zu erspähen ist (danke für die Normalität), so tanzte er aber noch gut über die Bühne, ließ bei “Oh L’Amour” auch einen amtlichen Hüftschwung folgen. Mit “Chorus”, “Blue Savannah” und “Love To Hate You” folgten weitere Ohrwürmer aus alten Tagen, und das Publikum wippte, tanzte und klatschte auch immer mehr mit. Für “Sometimes” nahm sich Andy eine kurze Auszeit und setzte sich mit seinen Background-Sängerinnen auf eine Treppe, bevor es zum Schluss mit “Stop!”, “Chains Of Love” und “A Little Respect” noch einmal besten Erasure-Pop mit viel Bewegung gab. Eine schöne und sinnvolle Zusammenstellung and Titeln für diesen Anlass, eine starke Dreiviertelstunde, die Spaß bereitete.

Um 20.45 Uhr dann betrat der Held des Abends die Bühne. Bescheidenheit gehörte ja nie zu seinen Attributen, und so eröffnete Robbie Williams seine Show mit einer durchaus natürlich augenzwinkernd gemeinten “National Anthem Of Robbie”, bei der den Zuschauern in der nun prall gefüllten Arena der Text a la “God Bless Our Robbie” zum Mitsingen auf den großen Videoleinwänden – imposant riesig in Form des Boxer-Profils des Meisters rechts und links der Bühne installiert – angezeigt wurde, zur Melodie des “Land Of Hope And Glory”. Dass hierbei der momentanen Politik der USA direkt ein kleiner Leberhaken verpasst wurde, steigerte die Stimmung schon, bevor Robbie Williams überhaupt die Bühne betrat. “Let Me Entertain You” wurde als zweiter Song nach “The Heavy Entertainment Show” verabreicht, und bei Robbie ist das ja nicht nur eine Floskel, hier wird Entertainment pur geboten, wie man es kaum mal zu sehen bekommt. Das Bühnenbild war insgesamt imposant, noch imposanter aber, was auf der Bühne passierte. Sechs äußerst gut gebaute Tänzerinnen verzauberten in sexy Outfits mit starken Choreografien, die Band von insgesamt acht Mann bot drei Bläser mit auf, dazu noch unterstützen drei sehr gute Background-Sängerinnen Robbie Williams. Hits am laufenden Band wurden ausgelassen gefeiert, und dazwischen gab es sympathische Ansagen und diverse Interaktions-Passagen von Robbie, mit einigen Gags über seine alten Take-That-Tage, aber ohne diese zu verunglimpfen – schließlich spielte er ja auch “The Flood” aus gemeinsamen Tagen. Bei “Party Like A Russian” sang Robbie “Party Like A German” und unterschrieb danach einem weiblichen Fan auf deren Plakat-Bitte hin (das hatte sie wohl aus Dresden gelesen, es mag sich einbürgern) die auf den Videowänden allen präsentierten Brüste. Mit “Freedom” gab es eine gefeierte Hommage an den verstorbenen George Michael, und in einer gutgelaunten Mitsing-Phase animierte Robbie das Publikum mit Fetzen aus Songs wie “Livin’ On A Prayer”, “Rehab”, “Simply The Best”, “Don’t You Want Me” oder “Stayin’ Alive”, um dann zu eigenen Songs wie “She’s The One” und “Come Undone” hin zu leiten. Für die Coverversion von “Somethin’ Stupid” holte Robbie die natürlich überglückliche Stefanie aus Düsseldorf auf die Bühne, die dann neben und mit Robbie singen durfte, allerdings mit einer unschicken Maske und Verarschungs-Stimme versehen – it’s Showtime, und ihr wird das trotzdem immer in Erinnerung bleiben, nicht nur wegen der Herzungen ihres Idols. Robbie verstand es generell hervorragend, den gewohnten Charmeur zu geben und die Mädels – aber auch die männlichen Besucher – mit seiner Art in den Bann zu ziehen, gleichzeitig aber das Thema Familie weit mehr in den Mittelpunkt zu stellen als früher. “Love My Life” widmete der zweifache Vater allen Müttern und Vätern, da dieser Song seinen eigenen Gefühlen entsprechen würde, wenn er an seine Kinder denke. Später noch kam als Überraschung sein Vater auf die Bühne und sang auf einer Counch sitzend den Neil-Diamond-Klassiker “Sweet Caroline” mit dem sichtlich stolzen Sohnemann, und den Song “Motherfucker” widmete Robbie seinem Sohn, in “Hey Jude”-Gesängen gipfelnd. Mit den gefeierten Hits “Feel” und “Rock DJ” wurde das normale Set abgeschlossen. Man kann gar nicht alle Show-Elemente aufzählen, die hier geboten wurden, vom über die Bühne fahrenden Glas-Thron über hervorragende Video- und Lichtinstallationen, Laserflächen, Rauchschwaden und Papierschnipsel-Föntänen bis hin zum langen Steg ins Publikum, über den Robbie öfters mal der Masse auch im hinteren Bereich der Halle näher kam und von dem er zusätzlich in einem überdimensionalen Box-Handschuh sitzend noch im Kreis gefahren wurde über den Köpfen der Fans. What a show! Als Zugaben wurden dann noch “Strong”, “Angels” und die Coverversion von “My Way” gefeiert, und wenn man von feiern spricht, dann ist dies hier tatsächlich das richtige Wort, um die Emotionen eines in allen Belangen begeisterten Publikums auszudrücken, welches um 22.30 Uhr glücklich nach Hause ging. Robbie, das war ganz großes Entertainment!

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Links:
Robbie Williams
Erasure
Website der Esprit Arena Düsseldorf

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