Als DJ machte er sich einen Namen, als Songschreiber zeichnete er für Hits wie “Ritmo De La Noche” von Chocolate (1990) oder “I Believe” von Bro’Sis (2001) verantwortlich, als Produzent arbeitete er für Right Said Fred, ATC oder Prince Ital Joe feat. Marky Mark, als Jurymitglied war er bei der Castingshow “Popstars” zweimal dabei, und als Künstler hatte er als U96 mit “Das Boot” (1992) und als Alex C mit “Du hast den schönsten Arsch der Welt” (2007) große Erfolge. Die Rede ist von Alex Christensen, dessen neues Projekt ihn mal wieder etwas anderes ausprobieren lässt.
Zusammen mit dem hierfür zusammen gestellten, 49-köpfigen Berlin Orchestra und einigen jungen Sängerinnen hat der Hamburger 14 Techno- und Dance-Hits aus den 90er-Jahren adaptiert, und die 52 Minuten erscheinen jetzt unter dem Titel “Classical 90s Dance”. Neben seinem Hit “Das Boot”, der natürlich irgendwie nicht fehlen darf, hört man neue Versionen von Klassikern wie “Rhythm Is A Dancer” (Snap!), “Sonic Empire” (Members of Mayday), “Nessaja” (Scooter), “No Limit” (2 Unlimited), “Infinity” (Guru Josh), “Turn The Tide” (Sylver), “L’amour Toujours” (Gigi D’Agostino) oder “What Is Love” (Haddaway). Besonders interessant ist dies natürlich dann, wenn die Originalversionen rein elektronisch waren, während bei “Children” (Robert Miles), “Rhythm Is A Dancer” und auch “Das Boot” natürlich auch im Original schon Streicher prominent waren. Ein bisschen hat Alex mit den 90ern geschummelt, stammt “Turn The Tide” doch aus 2001 und “Nessaja” aus 2002, aber das schmälert die Freude nicht, die alten Stücke nochmal in neuem Gewand gut aufbereitet anzuhören. Ein Album für diejenigen, denen die Musik der 90er noch so richtig gut gefällt. Wir stellten Alex ein paar Fragen zur Scheibe:
“Ohne ‘Boot’ kein Alex”
MUM: Es ist heute eine gerne genommene und oft gehörte Vorgehensweise, Klassiker mit Orchester neu einzuspielen. Zumeist veröffentlichen Künstler allerdings die eigenen Songs in neuer Adaption. Was hat dich dazu bewogen, ein Album mit Orchester aufzunehmen und hierbei einen bunten Strauß an 90er-Tracks neu aufzubereiten?
AC: Ich bin ein Teil der 90er-Eurodance/Techno-Bewegung, und die Songs waren der Soundtrack meiner Jugend. Mir war es wichtig zu zeigen, was für tolle Dancesongs in dieser Zeit komponiert wurden.
MUM: Wurde das Album auch ein wenig von “Haçienda Classiçal” inspiriert, wobei Graeme Park und Mike Pickering die alten Clubhits der Manchester-Szene erst mit Orchester auf die Bühne brachten, dieses Jahr nun auch als CD veröffentlichten?
AC: Die kenne ich gar nicht. Meine Inspiration liegt schon etwas länger zurück. Ich habe 2006 ein Album mit Paul Anka, “Rock swings”, produziert. Da hatte ich die Idee, Rocksongs als Swing-Klassiker neu aufzuehmen. Von da war der Weg nicht so weit, ein eigenes Album mit meinen Lieblings-90er-Hits zu recorden.
MUM: Du hast dir die 90er ausgesucht – warum? Auch weil die Leute plötzlich wieder zu 90er-Parties gehen und Konzerte wie “Die MEGA 90er Live!” riesige Hallen füllen?
AC: Meine Erfolge in den 90-ern sind ein wichtiger Teil meines Lebens. Wenn ich wollte, hätte ich bei diesen Festivals überall auftreten können. Das habe ich aber bewusst vermieden, weil ich diese Idee schon sehr lange verwirklichen wollte.
MUM: Mit “Das Boot” fehlt natürlich auch dein größter Hit von damals nicht. Manche Künstler mögen ja ihre alten Nummern nicht mehr, wie ergeht es dir?
AC: Ohne “Boot” kein Alex. Der Song wird für mich nicht schlecht, da er auch wenig Vocals hat.
MUM: Welcher Song der CD hat dir am meisten Freude bereitet bei der Adaption mit Orchester, und warum?
AC: Die größte Herausforderung war “No Limit”. Der Song hat dieses irre eingängige Thema, aber das ist eben auch schon so oft gehört, dass es tatsächlich nerven könnte. Ich bin einen sehr klassischen Weg gegangen, und wir haben uns bei Wagner ein wenig inspirieren lassen. Dadurch, finde ich, ist der Song zu einer anderen Qualität gekommen.
MUM: Du bist dieses Jahr 50 Lenze alt geworden – herzlichen Glückwunsch nachträglich. Ist es für dich okay, diese Marke überschritten zu haben und dass dein Karrierestart der Jugend in der Presseinfo mit “lange bevor es USB-Sticks gab” umrissen wird?
AC: Herrlich, oder? Ein bisschen Selbstironie schadet nicht, und ich bin sehr stolz darauf, so lange erfolgreich Musik machen zu dürfen. Außerdem ist es eine Tatsache, das ich noch mit Vinyl als DJ unterwegs war, und vom Tragen schwerer Plattenkisten den ein oder anderen Hexenschuss davon getragen habe.
MUM: Du hast 2001 und 2009 bei “Popstars” in der Jury gesessen und 2001 auch den Hit “I Believe” von Bro’Sis geschrieben und produziert, für DSDS 2008 und auch danach hast du Fady Maalouf produziert, 2009 mit dem DSDS-Sieger Daniel Schuhmacher gearbeitet. Wie siehst du die Castingshow-Landschaft heute, wo die Sieger ja hinterher kaum noch Beachtung erlangen – ist das Format tot?
AC: Ich denke, die Castinggeschichte ist erzählt. Die Juryantworten sind meistens stereotyp, “Du hast mich echt abgeholt” oder “Der beste Sänger dieser Staffel!”. Die Jury ist jetzt der Star, der Gewinner ist nur noch das Additiv. Solange aber noch ein paar einschalten, wird das natürlich weiter gesendet.
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MUM: Mucke und mehr
AC: Alex Christensen
Mehr Informationen zu Alex Christensen findet man auf www.alexchristensen.net und www.facebook.com/Alexu96Christensen.