Anstatt Blumen nennt sich ein Duo aus Mannheim, welches deutschsprachigen Pop der akustischeren Art und Weise abliefert. Auf den 45 Minuten ihres Debütalbums “raus” wird klar, dass es hier vor allem darum geht, Stimmungen zu transportieren, ob Aufbruch, Freude oder Melancholie. Hier für nutzen sie ein oft eher reduziertes Klanggerüst und setzen auf gute Texte, feine Melodien und bestens passenden Gesang, zumeist von Lilli Born, aber auch Martin Rott darf mal ans Mikro. Midtempo-Lieder mit Schwung wie “Besser”, “Perfektes Wetter” oder “Ohne Dich” findet man genauso wie balladesk angelegte Stücke a la “Gefallen” (eines der Highlights), “Der Morgen” oder “Neu geborn”, bei denen die Instrumentierung aus akustischer Gitarre, Piano oder Streichern noch weit spärlicher eingesetzt wird, was aber die Intensität der Inhalte noch unterstreicht. Mit “Immer noch hier” gibt es auch ein über 7 Minuten langes Stück, welches zum Ende hin schöne Streicherpassagen aufbietet. Ein insgesamt sehr gut anzuhörendes Debüt ohne schlechte Songs, dafür mit einigen Perlen.
Zu ihrem Album und auch der Tatsache, dass Lilli und Martin früher bereits zusammen Bestandteil der Band “Blaues Wunder” waren, führten wir ein Interview:
“Zwar haben wir kein Problem damit, ins Risiko zu arbeiten, sind aber mittlerweile um einiges zielgerichteter.”
MUM: “raus” ist euer Debüt, vorher hattet ihr aber mit “Blaues Wunder” bereits ein Bandprojekt zusammen. Wie fühlt sich das denn jetzt an, wie eine Fortsetzung unter neuen Vorzeichen, ein Neustart oder etwas ganz Neues?
AB: Ich denke Neustart trifft es am besten, wir sind ja schließlich noch die gleichen Menschen, die Komponieren und schreiben, rollen das Ganze aber mit einem neuen Konzept auf. Zwar haben wir kein Problem damit, ins Risiko zu arbeiten, sind aber mittlerweile um einiges zielgerichteter.
MUM: Den Bandnamen “anstatt blumen” finde ich klasse. Wie seid ihr auf ihn gekommen? Für eine Muttertags-Alternative kommt die VÖ ja klar zu spät.
AB: Zum nächsten Muttertag ist die Platte ja immer noch unser aktuelles Album. Unsere Musik ist eine Batterie der Emotionen, die wieder aufladbar ist und darum länger hält als andere materielle Dinge, die Zuneigung symbolisieren.
MUM: Ihr habt sowohl etwas flottere Midtempo-Stücke als auch viele balladesk basierte Lieder zu bieten. Welche Kompositionen sind euch leichter gefallen?
AB: Das ist verschieden. Über die uptempo-nummern zerbricht man sich gerne mal länger den Kopf, da es dabei vor allem auf deutsch schwerer ist, nicht oberflächlich, aber auch nicht zu negativ rüberzukommen.
MUM: Habt ihr einen persönlichen Favoriten auf dem Album – und falls ja, warum diesen? Meiner ist “Gefallen” auf Grund seiner textlichen Klasse und der starken Instrumentierung.
AB: Wow, das hast Du’s gut getroffen. Geht uns genauso.
MUM: Habt ihr als Band im Genre Deutschpop bewusst darauf geachtet, dass euch niemand stilistisches Abkupfern bei erfolgreichen Bands wie 2raumwohnung oder Ich+ich nachsagen kann, oder kann man sich hiervon freimachen?
AB: Die Szene des deutschsprachigen Pop ist verhältnismäßig klein, weshalb man immer wieder mit Bands verglichen wird mit denen man sich gar nicht identifizieren kann. Das lässt sich wohl kaum vermeiden, da es bei den Vergleichen zum Zwecke der musikalischen Orientierung eben nicht so viel Auswahl gibt. Deshalb haben wir uns gefreut, als wir neulich mal von einem Journalisten mit britischen Künstlern verglichen wurden. Wir kannten diese Namen zwar nicht mal, aber immerhin hat er nicht in dieser “deutschpopmitfrauenstimme-Schublade” gedacht. Formulieren wir es so: Wir achten darauf, dass wir im Produzierten immer uns selbst und die Einflüsse der Künstler die wir lieben wieder finden.
MUM: Haben die Bildchen auf dem Cover eine besondere Bedeutung?
AB: Eine Karlruher Künstlerin und gute Freundin hat beim Hören des Albums ein Bild passend zu jedem Song gemalt. Das Bild auf dem Cover ist das zum Titelsong.
MUM: Was macht ihr, wenn ihr nicht gerade zusammen musiziert?
AB: Essen, Schlafen und mit anderen musizieren. Naja, und emails beantworten vertsteht sich…
MUM: Wenn ihr euch drei Bands aussuchen könntet, um mit ihnen auf Tour zu gehen, welche wären das?
AB: Das ist schwierig. Willst Du unsere Lieblingsbands wissen, oder die, von denen wir denken, dass es gut wäre mit Ihnen zu spielen? Das sind erfahrungsgemäß verschiedene paar Schuhe. Unsere Lieblingsbands sind Everything Everything, Mutemath, Imogen Heap u.v.a. Auf Tour gehen würden wir in Deutschland aber am liebsten mit Herbert Grönemeyer, Wir sind Helden oder Philipp Poisel.
MUM: Wie sind die ersten Resonanzen auf das Album?
AB: Wir haben einige sehr schöne Rezensionen im Online-Bereich bekommen und viele der öffentlich-rechtlichen Radiosender nehmen die Single dankbar an, ein paar haben uns direkt zu Interviews eingeladen. Jetzt hoffen wir natürlich sehr darauf, dass sich das positiv auf die Tour und Verkäufe auswirkt. Noch haben wir keine Zahlen…
MUM: Was sind eure Pläne für die Zeit nach der Tour?
AB: Eine weitere Tour mit diesem Album im Frühjahr und Songs fürs zweite Album schreiben.
MUM: Welche Frage wolltet ihr schon immer mal gestellt bekommen, und wie wäre die Antwort?
AB: Frage “Kann man denn auch von der Musik leben?” – Antwort: “Ja, genauso wie von Luft und Liebe und wesentlich besser als von vielem Anderen.”
_____________________
MUM: Mucke und mehr
AB: Anstatt Blumen
Mehr Informationen zu Anstatt Blumen findet man auf www.anstattblumen.de.