Bad Religion kehren zu ihren Wurzeln zurück. Nicht nur, dass sie wieder auf Epitaph Records angekommen sind, nein, auch deren Labelboss Brett Gurewitz ist nach Jahren der Abstinenz wieder in der Band. Auch an den Drums gab es Veränderung. Mit Bobby ging es krankheitsbedingt nicht mehr weiter, Brooks Wackerman heißt der neue Schlagmann. “The Process Of Belief” ist der Titel des neuen Albums, mit dem die Jungs wieder mal jede Menge Spaß bereiten. Die Punkrock-Veteranen spielen nach wie vor das, wofür man sie kennt und liebt – flotten Punkrock mit viel Melodie. Bassist Jay beantwortete uns einige Fragen zur neuen Scheibe und sonstigen Themen.
“Dann war es eigentlich wie früher, wir begannen mit der Arbeit und niemand konnte uns stoppen.”
MUM: Zurück zu den Wurzeln – ihr seid wieder auf Epitaph. Wie ist das für euch?
J: Verdammt gut. Es ist nicht so, dass ich etwas gegen Sony hatte, aber ich habe eben viele Freunde bei Epitaph.
MUM: Wie kommt es, dass Brett plötzlich wieder bei euch spielt? Hattet ihr in all den Jahren immer Kontakt?
J: In den letzten Jahren, seit “The New America”, gab es schon Gespräche, und als er dann “Believe It” geschrieben hat, da war ich der Ansicht, wir sollten mehr zusammen machen – und dann passte es eben alles zusammen.
MUM: War es denn irgendwie ein anderes Gefühl, wieder mit Brett zu arbeiten, verglichen mit den letzten Alben?
J: Zuerst einmal denke ich, dass alle irgendwie nervös waren, aber dann war es eigentlich wie früher, wir begannen mit der Arbeit und niemand konnte uns stoppen. Wir wollten einfach nicht vor vier Uhr morgens aus dem Studio gehen, jede Nacht.
MUM: Vermisst ihr nicht die Möglichkeiten und das Budget, das ihr während der Zusammenarbeit mit Epic/Sony hattet?
J: Nein, Budgets machen keine Platten, und ehrlich gesagt gab es einige Unstimmigkeiten bezüglich des Budgets mit Atlantic – sie wollten, dass wir viel zuviel ausgeben. Wir brauchen nicht so viel…
MUM: Ihr musstet euch einen neuen Drummer suchen. Limp Bizkit sind extra auf eine Art Tour gegangen, um nach einer Gitarristin zu suchen. Wie seid
J: Wir sind zu allen Schlagzeugzentren Amerikas gegangen, um nach unseren neuem Drummer zu suchen. Oh nein, das würde nicht zu uns passen. Wir kannten Brooks und haben ihn einfach gefragt, ob er nicht bei uns spielen möchte.
MUM: Ich finde, die Platte klingt nach purem Bad Religion, mit zwei Ausnahmen, die mich sogar etwas an andere Bands erinnern. Die ersten Sekunden von “Sorrow” klingen nach The Police, die ersten Gitarrentöne von “Epiphany” erinnern etwas an die Red Hot Chili Peppers.
J: Mit The Police bei “Sorrow” hast du Recht, das ist wie das “Walking On The Moon”-Intro. “Epiphany” klingt für mich mehr wie “Stickin'” von NOFX.
MUM: Hast du einen Favoriten auf dem Album?
J: Nein, habe ich nicht.
MUM: Wie würdest du kurz die Thematiken der Texte auf der Scheibe umreißen?
J: Es geht um alles Mögliche – davon, den Kontakt zur modernen Welt zu verlieren, oder um den Job. Um Politik mit “Kyoto Now” und alte Freunde mit “You Don’t belong”.
MUM: Siehst du musikalische Unterschiede, wenn du dieses Album mit dem letzten vergleichst?
J: Klar, ich bin ein viel besserer Bassist geworden.
MUM: In all den Jahren habt ihr viele Punkrock-Bands zu dem inspiriert, was sie tun. Welche neueren Bands gefallen dir besonders?
J: Von all den neueren Bands würde ich wohl System Of A Down hervorheben wollen, und die Matthew Good Band. Meine Frau steht auf The Hives.
MUM: Gibt es schon Festivalauftritte in Europa, die für den Sommer feststehen, außer “Rock am Ring” und “Rock im Park”?
J: Ja, aber die kann ich dir nicht nennen, weil die Veranstalter das noch nicht bekannt gegeben haben.
MUM: Was ist das Beste, das dir in deiner Karriere passiert ist?
J: Das war, als Greg Graffin 1986 anrief und mich fragte, ob ich nicht zu Bad Religion zurück kommen wolle.
MUM: Euer Album gab es schon einige Wochen vor der Veröffentlichung auf Websites zum Download, was denkst du hierüber?
J: Mehr Macht für alle!
MUM: Was hältst du von all dem, was seit dem 11. September passiert ist? Es ist kein Geheimnis, dass ihr nicht unbedingt Freunde der amerikanischen Regierung seid. Was denkst du über den Krieg gegen den Terrorismus?
J: Wir sind durchaus Gegner des Systems, ja. Man hat es momentan nur mit einem verschwommenen Bild des Gegners zu tun, das ist schlecht. Was am 11. September passiert ist, war eine furchtbare Tragödie. Die meisten Leute sehen das gar nicht, die sind gefühlslos, denken, das sei ein “Stirb langsam”-Film mit Bruce Willis, aber es is wirklich passiert.
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MUM: Mucke und mehr
J: Jay von Bad Religion