Die Bananafishbones hatten 1999 mit dem C&A-Werbeclip-Song “Come To Sin” einen Hit, dem sie zwar einige gute Songs folgen ließen, ein richtiger Erfolg war aber nicht darunter. Sebastian Horn (Gesang und Bass), sein Bruder Peter (Gitarre und Gesang) und Florian Rein (Drums) melden sich nun nach ihrer Glitzeranzug-Phse in Verbindung mit dem Song “Glam” und dem Album “My Private Rainbow” mit einer neuen Scheibe zurück, “A Town Called Seven” – etwas rauher noch als der Vorgänger, ansonsten aber doch typisch Bananafishbones, abwechslungsreicher melodischer Rock mit Elementen aus Gitarrenpop, Country und allem, worauf die Drei gerade Lust haben. Wie schon zum Vorgängeralbum führten wir ein Interview mit Sebastian, diesmal allerdings per E-Mail, kurz vor der WM übrigens…
“Ich hafte noch immer an den essentiellen Dingen des Lebens: Sterben, Feiern, Lieben, Rauschen.”
MUM: Euer letztes Album “My Private Rainbow” war richtig klasse, aber wohl kommerziell gesehen kein großer Erfolg, wenn ich nicht irre. Wie frustriert ward ihr hierüber?
S: So wie die Fliege, die an einer Scheibe auf und ab brummt … du bemühst dich, und doch hält dich etwas vom Ziel ab, aber wir haben auch daraus gelernt.
MUM: Was bedeutet der Titel “A Town Called Seven” eures Albums?
S: Die Todsünden-Zahl Sieben überzieht jede Stadt und jedes Dorf mit seiner Kraft. Die Sieben ist überall und wird von den Stadtvätern am liebsten unter den Tisch gekehrt, sie entwickelt ihre Kraft aus den Schwächen der Menschheit, und es ist an uns, sie zu erkennen und ihr froh ins Gesicht zu grinsen.
MUM: Wo seht ihr die größten Unterschiede zum Vorgänger?
S: Das neue Album ist härter, wilder, filmischer und klingt fetter.
MUM: Bei manchen Songs des neuen Albums fühle ich mich an Cake erinnert – wie findet ihr die Jungs?
S: Cake sind erste Klasse, gerade live überzeugen sie vollkommen. Cake wären auch ein Traumkandidat für unser Hillside-Festival 2002 am 10. August gewesen, waren dann aber doch zu teuer.
MUM: Wie sieht es mit Singles aus? War “Robot 41” nun eine Single, oder gab es die nur als Promo? Was wird denn eine Single? Ich schlage “Smart” vor, mein klarer Favorit.
S: “Robot 41” war unser Kandidat, um das Album vorzustellen, ist dann aber auf “Smart” (richtig gefühlt) mit drauf gekommen. Das Singlethema ist jedoch ein schwieriges … für die einen zu hart, für die anderen zu weich.
MUM: Hat sich an den Thematiken eurer Texte etwas geändert im Laufe der Jahre, sehr ihr da neue Bereiche, in die ihr vordringt?
S: Nicht wirklich. Ich hafte noch immer an den essentiellen Dingen des Lebens: Sterben, Feiern, Lieben, Rauschen. Mit “Diggin'” hab ich mich an das Thema Kindesmisshandlung und seine Gründe herangewagt, was ein schwieriges Unterfangen war. Doch die Literatur z.B. des Henning Mankel nahm mir die Scheu vor den Grausamkeiten des Lebens, und sie auf den Punkt zu bringen. “Stopping At The Drive-In” ist ein untypisches Anti-Kriegs-Lied über einen jungen Soldaten und seinen letzten Atemzug … eine Mischung aus “Jacob´s Ladder” und einem Rimbaud-Gedicht. Selbst in “Amart” stirbt jemand nach einem Autounfall…
MUM: In “Pow Wow” wird mit Sprechgesang zu rockigen Tönen gearbeitet, also etwas in Richtung Crossover. Wie seid ihr denn darauf gekommen, das ist ja doch neu für euch?
S: Nicht wirklich, wenn man tief in das alte Fishbones-Liedgut guckt. Aber die Umsetzung ist eine modernere, da hast du Recht.
MUM: Was ist eigentlich aus euren Glitzeranzügen geworden, die ihr zur damaligen Single “Glam” zum Fishbones-Outfit gemacht hattet?
S: Die lüften noch immer aus und halten alles mögliche Getier fern.
MUM: Man hat bei euren Alben nicht das Gefühl, als würdet ihr den Tränen nah nach einem neuen Hit a la “Come To Sin” suchen – ihr macht eure Musik und habt anscheinend Spaß daran. Keine Lust auf Kommerz?
S: Nicht verkrampft auf jeden Fall, jedoch müssen wir von der Musik leben, und das ist im Moment nicht ganz so einfach. Darüber sollte man jedoch nicht zu viel nachdenken, sonst wird´s einem nämlich schlecht!
MUM: So, noch eine letzte Frage in ganz andere Richtung: Wer wird Fußball-Weltmeister?
S: Hoffentlich Nigeria, oder Kamerun, wahrscheinlich aber Frankreich.
MUM: Vielen Dank für das Interview.
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MUM: Mucke und mehr
S: Sebastian Horn von den Bananafishbones