Home MusikInterviews Boppin’B im Interview zum gelungenen Konzeptalbum “Saxbomb” (01/23 – mit Rezension)

Boppin’B im Interview zum gelungenen Konzeptalbum “Saxbomb” (01/23 – mit Rezension)

Autor: Tobi
Boppin'B (© Dirk Behlau)

(© Dirk Behlau)

Im Dezember 2022 veröffentlichten die deutschen Rock’n’Roller von Boppin’B bereits ihr 15. Album – was angesichts der Tatsache, dass es die Formation aus Aschaffenburg bereits seit 37 Jahren gibt, dann wieder weniger überrascht. Musikalisch gab es über die Dekaden eine deutliche Weiterentwicklung, denn anfangs noch durch Rockabilly-Coverversionen von bekannten Hits – ihre Adaption von Sashas “If You Believe” war 2004 ihr größter Erfolg – aufgefallen bot die Band dann nach und nach immer mehr eigene Kompositionen,

Die Pandemie ist an den vor allem auch live eigentlich immer aktiven Musikern, die bereits knapp 6.000 Shows gespielt haben, wie an so vielen nicht spurlos vorbei gegangen, was dazu führte, dass Stamm-Saxophonist Frank Seefeldt die Segel streichen wollte. Da die Band den Posten nicht 1:1 ersetzen konnte, machte man aus der Not eine Tugend und holte mit Sven Garrecht (bekannt als Liedermacher und Kabarettist) und Gregor Obermeier (Musik Monks) gleich zwei neue Mitstreiter mit ins Boot, so dass sich nun alle drei bei den Auftritten abwechseln können. Hieraus entstand dann auch die Idee zum Konzeptalbum “Saxbomb”.

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Für die 49 Minuten der Scheibe spielte nicht nur einer das Sax, sondern alle drei marschierten als kleine Brass Combo auf. Bei den 16 Tracks handelt es sich hierbei nicht um neue Songs, sondern um Stücke aus der langen eigenen Historie, die nun mit weit fetterem Bläsersatz neu eingespielt wurden.

Eröffnet wird “Saxbomb” vom Klassiker “Boppin’B”, und der Song vom Debütalbum “Bee Bop” (1989) gibt die Richtung schon vor, vor allem, wenn hinten raus die Saxophone munter aufspielen, zusammen im Hintergrund und dazu als Solo darüber. Wenn dann “Untamed Love” vom 1991er-Album “The Look”, das ursprünglich eine Ballade war, als schwungvolle, skalastig treibende Stimmungsnummer folgt, dann ist Spielfreude nicht zu überhören, und auch hier geben sich die Saxophone wieder die Klinke in die Hand.

Im weiteren Verlauf servieren die Jungs Songs vor allem mitreißend flotte Songs wie “Keep It Simple”, “Jump’n’Stomp” und “Rock’n’Roll” oder auch im Swing liegend “Into The Mood” und “Swingin’ On Nothing”. Hinzu kommt ein wenig getragenes Midtempo a la “She’s Gone” oder “Hot Rod Girl”, und mit “Young And Free” findet man auch eine Ballade. Auf dem 2010er-Album “B.A.N.G. – Balls Are No Goods” noch mit Geigenklängen zu Piano und Akustikgitarre dargeboten, übernehmen nun die Saxofone die Arbeit der Streicher – aber die Ruhe bleibt, und der seit 2018 in der Band aktive Frontmann Michi Bock kann untermauern, dass seine gute Stimme nicht nur zu flotten Titeln passt, sondern er auch gefühlvoll zu singen weiß.

Ein paar Coverversionen fehlen ebenfalls nicht mit “5 Months, 2 Weeks, 2 Days” von Lois Prima oder – passend zum Albumtitel – “Sexbomb” von Tom Jones. Eine gelungene Scheibe mit neuem Esprit, und gleichzeitig eine Feier der eigenen Historie.

Über die Scheibe und einiges mehr führten wir ein Interview mit Kontrabassist Didi Beck.

“Wir fanden es eine gute Idee, einige Stücke dafür mit allen drei Saxophonisten zu spielen, und das Ganze hat so viel Spaß gemacht, dass wir entschieden haben, daraus ein ganzes Album zu machen.”

MUM: Euer Stamm-Saxophonist Frank Seefeldt ist während der Pandemie kürzer getreten und ihr habt zwei zusätzliche Männer am Saxophon rekrutiert, bezeichnet euch aber immer noch als Quintett. Wie kann man sich das vorstellen, wonach entscheidet sich, wer wann das Sax spielt?

DB: Frank war aufgrund der finanziellen Umstände gezwungen, ein festes Beschäftigungsverhältnis einzugehen, und hat uns mitgeteilt, dass er deswegen nicht mehr alle Konzerte spielen kann. Und da kamen dann Sven Garrecht und Gregor Obermeier ins Spiel, die sich ab nun mit Frank eigenverantwortlich die Saxophon-Position teilen. Das heißt, sie regeln untereinander, wer welches Konzert spielt. Und damit zum zweiten Teil deiner Frage, wir stehen noch bei 99 Prozent der Konzerte als Quintett auf der Bühne, einige wenige ausgewählte Auftritte werden wir aber mit allen drei Saxophonisten spielen.


MUM: Für “Saxbomb” habt ihr Stücke aus eurer eigenen Historie neu arrangiert, mit mehr Fokus auf Saxofon. Wie kam es zu dieser Idee?

DB: Die Idee entstand bei dem Streaming-Auftritt, den wir gemacht haben, um den Leuten unsere Veränderung bezüglich der Saxophon-Position kundzutun. Wir fanden es eine gute Idee, einige Stücke dafür mit allen drei Saxophonisten zu spielen, und das Ganze hat so viel Spaß gemacht, dass wir entschieden haben, daraus ein ganzes Album zu machen. Wir mögen ja alle ohnehin auch den Sound mehrerer Bläser, und da war das eine prima Gelegenheit.



MUM: Nach welchen Kriterien habt ihr die Songs ausgewählt, und was war euch bei der Neuinterpretation wichtig?

DB: Hauptsächlich nach der Vorstellung, ob das mit drei Saxophonen gut klingt. Der Albumtitel war übrigens sehr schnell gefunden, wir hatten das Original von Tom Jones ja schon auf unserem “42”-Album verarbeitet, und nun war klar, das ist der Titel und da muss der auch drauf.



MUM: Welches ist euer Lieblingsstück des Albums, und warum?

DB: Ha, frag die acht Beteiligten, und du wirst wohl acht unterschiedliche Antworten bekommen. Aber der Umstand, dass über die Singleauskopplung inclusive Video nicht wirklich diskutiert werden musste, spricht ja auch schon Bände. Ich denke auf “Untamed Love” können wir uns alle gut einigen.



MUM: Nachdem ihr früher gerne bekannte Songs aus Pop und Rock im Rock’n’Roll und Rockabilly adaptiert habt, setzt ihr inzwischen schon eine Weile vermehrt auf Eigenkompositionen. Wie kam es zu diesem Wandel?

DB: Der Faktor Spaß spielt bei uns schon immer eine extrem wichtige Rolle, also dass wir Spaß haben bei dem, was wir tun. Und wir hatten richtig viel Spaß beim Verwursten von Cover-Songs. Dabei ist aber immer ein wenig untergegangen, dass wir von Anfang an sehr viele Eigenkompositionen auf den Alben und Konzerten hatten – was bei Rock’n’Roll- und Rockabilly-Bands damals, Mitte der 80er, gar nicht so üblich war. Die sind leider immer ein wenig im Schatten der ‘auffälligeren’ Covers geblieben. Und nach dem 2004er-Album “Bop around the Pop” war damit auch ein wenig die Luft raus. Zudem wurde es ein wenig arg omnipräsent in der Szene, und unsere Songwriting-Fähigkeiten wurden ja auch besser. Und gibt es etwas schöneres als das Publikum vor der Bühne zu einem selbstgeschriebenen Song eskalieren zu sehen?



MUM: Für eine Band, die in ihrer Karriere schon knapp 6.000 Konzerte gespielt hat, muss die Pandemie mit ihrer langen Zwangs-Auszeit für die Livebranche sehr hart gewesen sein. Wie habt ihr diese zum Glück überstandene Phase erlebt?

DB: Stell dir einfach ein paar Fische ohne Wasser vor. So einfach, so schlimm. Hey, Boppin’B war für uns nie ein Thema um reich und berühmt zu werden, es ging immer darum, durch die Lande zu fahren, gute Leute zu treffen, fette Partys zu feiern und einfach nur Musik zu machen. So ‘ne Art ewige Klassenfahrt wenn du willst. Und das war halt auf einmal nicht mehr möglich. Überlebt haben wir vor allem durch unsere unglaublich loyalen Fans, die uns mit ihren Spenden bei den Streamingkonzerten nicht nur finanziell unterstützt haben, das war vor allem mental extrem wichtig. Wir haben ja während der Streamings mit dem Leuten über die Chats interagiert, das war wirklich genial.



MUM: Mit Michi Bock habt ihr seit 2018 einen neuen Sänger. Hat sich hierdurch irgendetwas im Bandgefüge geändert, und hat er neue Dinge mit eingebracht?

DB: Michi ist tatsächlich inzwischen der sechste Sänger, und ganz klar, durch ihn haben wir wieder extrem frischen Wind in die Band bekommen. Wir sind – bis auf eine Ausnahme – nicht mit allen anderen gut verbunden, aber Michi hat so viel Energie, das reißt auch die ‘alten Hasen’ und Band gut mit.



MUM: Ihr habt euch 1985 gegründet, in zwei Jahren steht also das 40-jährige Bandjubiläum an. Habt ihr Pläne, dieses besonders zu feiern?

DB: Das wollen wir natürlich richtig feiern, aber wir gestehen, konkrete Pläne haben wir noch nicht. Mal schauen, neues Album vielleicht, Themenalbum, etc. Best of nach Stilistik – Balladen, Covers, Jump’n jive, Rockabilly, usw.. Ganz sicher gibt’s ein Jubiläums-Konzert, vielleicht sogar ‘ne entsprechende Tour. Mal schauen.



MUM: Hofft man, wenn man schon so lange im Geschäft ist, immer noch auf eine Art Durchbruch zu größerer Bekanntheit mit einem Chart-Hit, vielleicht noch größer als das Sasha-Cover “If You Believe” in 2004, oder seht ihr das als unwahrscheinlich an und seid völlig zufrieden mit euren Erfolgen?

DB: Oh weia, komplizierte Frage, wir finden ja unseren ‘Erfolg’ schon unglaublich genug. Klar, man hofft immer auf noch ein paar Sachen, Headliner bei Rock am Ring, Japan-Tournee, weniger bangen, dass alle gesund bleiben und vielleicht ein klein wenig mehr finanzielle Sicherheit – ich glaube, da werden wir von außen oft falsch wahrgenommen. Aber ich denke tatsächlich, der größte noch erreichbare Erfolg ist für uns, dass der Spaß noch viele Jahre weitergeht und wir dabei immer noch bessere Songs und Konzerte abliefern.

MUM: Wenn ihr euch drei Bands oder Acts aussuchen könntet, mit denen ihr auf Tour geht, welche wären dies?

DB: Auch da ist die Antwort leider schwierig, denn bei acht zu befragenden Musikern haben wir wahrscheinlich 24 Acts am Start. Stray Cats wären bestimmt mal spannend, auf der anderen Seite haste da dann wieder so die Die-hard-Fans, die superintolerant sind, ich glaube ‘ne Tour mit nem Act wie Bruce Springsteen oder Bryan Adams wäre da echt lustiger. Große Locations, supernette Chefs – sagt man von den beiden – und ein Publikum, das eine gut rockende Band zu schätzen weiß. Beatsteaks könnte ich mir auch gut vorstellen.



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DB: Didi Beck, Kontrabassist von Boppin’B
MUM: Mucke und mehr

Hier sind Boppin’B in den ersten Monaten des Jahres 2023 live zu erleben:

21.01. – Alte Hackerei, Alter Schlachthof 11a, 76131 Karlsruhe
27.01. – Pitcher, Oberbilker Allee 29, 40215 Düsseldorf
04.02. – Kulturhaus Stattbahnhof, Alte Bahnhofstraße 8 -12, 97422 Schweinfurt
11.02. – Alte Post, Bahnhofstraße 27, 59302 Oelde
18.02. – Mummenschanz Karneval, Rotunde, Konrad-Adenauer-Platz 3, 44787 Bochum
24.02. – Club Vaudeville, Von-Behring-Straße 6, 88131 Lindau (Bodensee)
26.02. – Gully, Riesengasse 8, 63739 Aschaffenburg (Einlass: 11 Uhr)
04.03. – Museumskeller, Juri-Gagarin-Ring 140A, 99084 Erfurt
10.03. – Musicpark Live, Daimlerstraße 36, 75433 Maulbronn
11.03. – Bar Muntaniala, Cuolm Sura 1, CH-7138 Surcuolm
17.03. – Irish House, Eselsfürth 11, 67657 Kaiserslautern
18.03. – Food Days, Streetfood Festival, Neuer Markt, 69412 Eberbach (um 17.30h & 19.00h)
19.03. – Food Days, Streetfood Festival, Neuer Markt, 69412 Eberbach (um 14.00h & 15.30h)
24.03. – Black Box, Auf Kipp, 55618 Simmertal

Mehr Informationen zu Boppin’ B findet man auf www.boppinb.de und facebook.com/boppinb.

(MUCKE UND MEHR ist Teilnehmer des Partnerprogramms von Amazon EU, das zur Bereitstellung eines Mediums für Websites konzipiert wurde, mittels dessen durch die Platzierung von Werbeanzeigen und Links zu Amazon.de Werbekostenerstattung verdient werden kann.)

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