Home MusikInterviews Fettes Brot zu ihrem Album “Fettes Brot läßt grüßen” (02/99)

Fettes Brot zu ihrem Album “Fettes Brot läßt grüßen” (02/99)

Autor: Tobi

Wer kennt sie nicht, die drei lustigen Jungs aus Hamburg, die mit ihrem flotten und stimmungsvollen Rap viele Fans gewonnen haben: Schiffmeister, Dr. Renz und König Boris alias Fettes Brot?!? Die Gangster-Schiene fuhren sie dabei nicht, das hätte ihnen aufgrund ihres unschuldigen und netten Aussehens auch keiner abgenommen. Sie sind eben “nordisch by nature”, auch wenn sie diesen größten Erfolg irgendwann als Gefahr sahen und daher vom Markt nahmen (mit geschalteter Todesanzeige), um nicht als plattdeutsche Rapper in die Annalen der Musikgeschichte einzugehen, sprechen sie doch eigentlich gar kein Platt.

Lieber nahmen sie mit einem klaren “Jein” Stellung, grinsten für ihre letzte CD von Wahlplakaten für FBD (Fettes Brot Deutschland), mieteten eine Saison lang eine Werbebande bei St. Pauli (mit dem Slogan “Fettes Brot ist doof”) und fanden “Silberfische in meinem Bett”. Fett ist ihr Sound, lustig oder auch mal Ernst das, was sie zu sagen haben. Auf ihrer aktuellen, sehr guten CD “Fettes Brot läßt grüßen” überzeugen sie durch abwechslungsreichen Stil, durch knackige Songs und sogar durch Gesang beim absoluten Ohrwurm-Hit “Viele Wege führen nach Rom”. Zusätzlich erweisen sie ihren Idolen, den ???, die Ehre, in Intro und Extro des Albums zur Sprache zu kommen. Grund zum Feiern, also drückten die Jungs auf einem Vorabkonzert in der vollen Berliner Columbiahalle jedem Besucher noch ein Gratistape mit einem Megamix des neuen Scheibchens in die Hand. Fett! Wir sprachen mit Schiffmeister:

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“Ich kann mich an ein Konzert erinnern, wo einige Leute uns die ganze Zeit den Mittelfinger zeigten, das hat schon genervt.”

MUM: Erstmal noch Glückwunsch zum Album, das mir im Gegensatz zur doch etwas lauen ersten Single “Lieblingslied” (war nicht so mein Ding) gut gefällt. Wie fühlt man sich, wenn ein neues Album endlich im Kasten ist?

FB: Gut. Ich meine, das Album ist ja schon eine ganze Weile fertig und das dauert, bis es erscheint, aber das ist schon toll.

MUM: Wer ist denn auf die Idee gekommen, beim Release-Gig in Berlin an jeden Besucher ein Gratis-Tape mit einem 18-minütigen Mix der Albumtracks zu verschenken?

FB: Wir. Das wurde mit der Plattenfirma zusammen ausgeheckt und aus dem Promo-Etat finanziert. Ich wäre jedenfalls auf das Konzert gegangen, für 15 DM im Vorverkauf plus der Kassette.

MUM: Das war ja auch gut voll und hat Euch anscheinend viel Spaß gemacht.

FB: Ja, das hat man ja auch gemerkt, denke ich.

MUM: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Tocotronic, seid Ihr befreundet oder ist das nur die Hamburg-Connection?

FB: Wir haben uns mal auf einem Festival kennengelernt und mochten uns auf Anhieb. Wir sind hier in Hamburg auch ab und zu mal ausgegangen, das ist eine freundschaftliche Basis, und da lag es nicht so fern, mal einen Song gemeinsam zu machen. das war sehr nett und lustig, wir haben viel gelacht.

MUM: Fahrt Ihr voll auf Nicolette Krebitz ab, oder warum habt Ihr das Bananarama-Cover Ihr gewidmet?

FB: Ja, wir sind große Fans von Nicolette Krebitz. Sie sieht nicht nur supergut aus, sie ist auch eine brillante Schauspielerin und außerdem sehr sympathisch. Wir haben sie persönlich leider noch nicht kennengelernt, aber wir haben schon einmal miteinander telefoniert, weil sie über dubiose Wege erfahren hat, daß es den Song gibt. Wir hatten aber leider noch nicht die Zeit, uns mal zu treffen.

MUM: Wie, da hat sie angerufen uns gesagt: “Jungs, ich habe gehört, ihr habt einen Song über mich gemacht.”?

FB: Ja, dann haben wir gesagt, daß wir ihn ihr ja auch gerne mal vorspielen würden.

MUM: Dann hat der Song ja seinen Zweck erfüllt, was?

FB: Ja, klar.

MUM: Und wie seid Ihr darauf gekommen, gerade einen Bananarama-Song zu nehmen?

FB: Weiß ich nicht. Wirklich nicht. Die Idee war auf einmal da, warum auch immer. Wahrscheinlich fanden wir den Song schon immer klasse.

MUM: Bananarama werden doch aber nochmal in einem anderen Song erwähnt…

FB: Bei “Rock Mic’s”, jaja, aber das ist alles eher so zufällig entstanden.

MUM: Wo seht Ihr musikalische Fortschritte auf dem aktuellen Album?

FB: Das ist schwer zu sagen. Natürlich sehen wir sie, denn das neueste Album sollte immer das sein, hinter dem man am meisten steht, sonst hätte das alles keinen Zweck. Aber wo die Fortschritte nun genau liegen, das ist schwer zu sagen.

MUM: Ist der Song “Bundeskanzler” eigentlich nur durch das Wahljahr entstanden?

FB: Ich denke schon. Wir wollten ja einen Song machen, wo wir uns mit Politik beschäftigen. Da sind wir schnell darauf gekommen, daß wir auch keine Lösungsvorschläge haben, auch nicht mehr wissen, und darum handelt der Song ja im Endeffekt.

MUM: Wie ist das eigentlich, Ihr hattet ja einige Erfolge, lebt es sich gut von dem, was man als Musiker heute so verdient?

FB: Ja, das ist schon schön und wir hoffen, daß das so weitergeht.

MUM: Hattet Ihr mal ein bestes Konzert und ein miesestes? Erzählt mal bitte, warum sie positiv oder negativ herausfielen.

FB: Das ist schwer zu sagen. Okay, ich kann mich an ein Konzert erinnern, wo einige Leute uns die ganze Zeit den Mittelfinger zeigten, das hat schon genervt. Da fragt man sich, warum bezahlen die den Eintritt, um dir den Mittelfinger entgegen zu strecken. Oder das Konzert in Berlin eben letztens, das war natürlich echt super, das war großartig, toll. Wir haben uns gefreut, daß auch die neuen Songs sofort gut angekommen sind, das ist natürlich ein bleibender Eindruck, das war wunderschön. Aber ein bestens und ein schlechtestes Konzert gibt es so eigentlich nicht.

MUM: Bewertet mal bitte mit wenigen Worten folgende HipHop-Titel: “Fünf Sterne Deluxe: Dein Herz schlägt schneller”.

FB: Großartiger Song, finde ich gut. Unangenehm nur, daß Tobi rappt: “Wir transportieren euch besser als die Deutsche Bundesbahn”, und kurz danach entgleiste der ICE, das war tragisch.

MUM: “Hausmarke: Beweg Deinen Popo”.

FB: Da würde ich gerne mal das Video sehen, das soll ja unter aller Sau sein.

MUM: Wie, das kennst Du nicht, wo die in Japan mit flachbrüstigen Mädels im Bett aktiv sind?

FB: Leider habe ich das noch nicht gesehen.

MUM: “Fishmob: Susanne zur Freiheit”.

FB: Finde ich super, ganz groß. Wundert mich eigentlich, daß das nicht ein großer Sommerhit geworden ist.

MUM: Seid Ihr eigentlich mit Fishmob auch befreundet?

FB: Ja, sind wir.

MUM: Als letztes “Basis: Routines Rotationsstufe Rot”.

FB: Ja, darüber ärgere ich mich persönlich auch, obwohl, ärgern ist falsch, schreib einfach, ich finde “Mikrokosmonaut” besser.

MUM: Hast Du drei Lieblingsalben aller Zeiten?

FB: Ja. “Pharcyde: Bizarre Right To Pharcyde”, “De La Soul: Three Feet High And Rising” und “Bob Marley: Legend”.

MUM: Und Ihr hört auch hauptsächlich Rap?

FB: Ja, viel natürlich, aber auch mal ganz andere Sachen. Momentan höre ich zum Beispiel viel Reggae.

MUM: Was verbindet Euch mit den ???, außer daß das auch drei Jungs sind?

FB: Ach, ‘ne Menge. Wir sind ja die Generation, die mit den Hörspielen und Büchern der ??? aufgewachsen ist, daher verbinden mich auch viele Erinnerungen mit den einzelnen Episoden. Das waren ja früher die Geburtstagsgeschenke schlechthin, ich habe das viel gehört, zum Beispiel wenn ich krank war. Heute kann man sowas auch hervorragend noch beim Abwaschen oder so hören.

MUM: Ich erinnere mich gerade an den “schreienden Wecker”, der klang grausam.

FB: Ja, stimmt, das war eine furchtbare Stelle.

MUM: Und wie seid Ihr darauf gekommen, die ??? für das Album zu verwenden?

FB: Wir waren da in einer Radiosendung des Bayrischen Rundfunks zum Thema Idole, und da wurden wir natürlich auch gefragt, wer das für uns ist. Da haben wir gesagt, das seinen die ???, die tun nämlich nur Gutes, die haben uns geprägt.

MUM: Kümmert Ihr Euch selbst um Eure Webseite und seid Ihr im Internet surfenderweise oft unterwegs?

FB: Ich bin der einzige der Band, der einen PC zuhause hat…

MUM: Ich dachte, Dr. Renz geht ohne Internet-Chat nicht ins Bett.

FB: Das ist eine glatte Lüge.

MUM: Waaas? Ist ja böse.

FB: Um die ganze Wahrheit zu sagen, wir haben auch gar keine Bank überfallen.

MUM: Nein?

FB: Nein. Also, ich bin der Hausmeister unserer Homepage unter www.fettesbrot.de, sehr schön, die Seite, auch immer großartig besucht. Ich schaue da alle zwei Tage mal rein und beantworte auch alle Fragen der Fans.

MUM: Gibt es Themen, die Ihr textlich nicht anpacken würdet?

FB: Bestimmt. Zum Beispiel würde ich zum Thema Nordirland und IRA nichts schreiben. Man kann so ein Thema nicht in vier Minuten behandeln. Es gibt bestimmt noch viele andere Sachen, wo ich mir nicht zutrauen würde, sie zur Genüge in einem Liedtext abzuhandeln.

MUM: Und politische Statements?

FB: Von parteipolitischen Geschichten halten wir uns fern. Wir unterstützen lieber konkrete Aktionen, wie bei der Zensur-Geschichte des Alpha-Comic-Verlags, da engagieren wir uns gerne. Auf großer politischer Ebene halten wir uns aber lieber raus.

MUM: Wenn Ihr einen Menschen von dieser Erde wegwünschen könntet, wer wäre es?

FB: Die Verkäuferin an der Kasse bei meinem Spar-Laden. Die ist soooo scheiße, die ist so scheiße, das gibt’s gar nicht. Unfreundlich ist die, und dann hat sie immer ihre Lieblinge: “Naaa, Erwin, wie geht’s denn heute?”. meinetwegen könnte die sich in Luft auflösen.

MUM: Was macht Ihr, wenn Ihr mal nicht Musik macht?

FB: Wir verfolgen nicht unbedingt so richtig Hobbies, sowas wie einmal in der Woche Schachspielen, da haben wir einfach keine Zeit für. Wenn wir mal nicht auf Achse sind, dann freuen wir uns auch mal, uns einfach auf die Couch zu legen und uns auszuruhen. Das ist wohl eher unspektakulär, Sachen wie ins Kino gehen, Essengehen, Video ausleihen, Freunde treffen, gemeinsam kochen, oder Fernsehen mit meiner Freundin.

MUM: Freundin? Sowas darf man als Boygroup doch gar nicht sagen, das man vergeben ist.

FB: Alles ist vergebens, sagen wir es so.

MUM: Mit welcher Band würdet Ihr gerne mal zusammen touren oder auftreten?

FB: Ich würde gerne mal ein Lied mit De La Soul aufnehmen, das wäre ein Traum, ich hoffe, das klappt irgendwann.

MUM: Wieviele Kalorien hat eine Scheibe Toastbrot?

FB: Keine Ahnung, warum fragst Du mich das?

MUM: Weil Ihr die fetten Brote seid.

FB: Ja, aber wir beschäftigen uns nicht so mit ernährungswissenschaftlichen Dingen.

MUM: Haben Eure Künstlernamen eigentlich eine Bedeutung?

FB: Nein, die sind eher aus Versehen entstanden, als Witz, als blöder Spruch, und dann sind wir halt dabei geblieben.

MUM: Welche Frage wolltet Ihr schon immer mal gestellt bekommen, und wie lautet Eure Antwort?

FB: Ja. Habt Ihr Jacken? Und die Antwort lautet: einige.

MUM: Habt Ihr nie Jacken an, oder was?

FB: Nee, also doch, aber die kommen nie ins Licht der Öffentlichkeit, und ich will ja auch mal mit meinen Jacken angeben.

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MUM: Mucke und mehr
FB: Schiffmeister

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