Jon Sine hat mit “About You” eine neue Single veröffentlicht und ist auch sonst immer fleißig. Der deutsche DJ und Produzent mit israelischen Wurzeln arbeitet im Studio und lässt durch tägliche Videos auf seinem YouTube-Kanal mehr als 92.000 Abonnenten an seinen Taten und auch seinem Leben teilhaben.
Über seinen neuen Song, seine Vlogging-Tätigkeit und vieles mehr führten wir ein Interview mit Jon.
“Musik-Produzieren ist ein Thema, das unfassbar komplex ist, in dem einem nie die Ideen ausgehen, und ich lerne auch selbst jeden Tag etwas Neues, was ich dann gerne mit meiner Community teile.”
MUM: Wenn man sich deine bisherigen Veröffentlichungen anschaut, dann handelt es sich von 2011 bis 2014 um Remixe für andere Künstler, seit 2014 dann um die 15 Singles. Planst du, irgendwann auch ein Album zu veröffentlichen, oder findest du dieses Format in der heutigen Zeit besonders für elektronische Musik nicht mehr zeitgemäß?
JS: Ich arbeite tatsächlich zurzeit an meinem Album, dieses ist aber nur für mich als Projekt gedacht, die künstlerische Herangehensweise ein Album zu ergründen und vor allem als Kreativprozess. Veröffentlicht wird das Album jedoch nicht, da ich tatsächlich der Meinung bin, dass dieses Format durch Streaming, in dieser Form, nicht mehr funktioniert. Vielleicht noch für ganz große Künstler und Leute, die mit dem Album wirklich eine Geschichte erzählen, aber für mich und viele andere Produzenten macht es mehr Sinn, konstant übers Jahr verteilt mit Singles präsent zu sein.
MUM: Mit “About You” erscheint nun eine neue Single, im gemütlichen, melodischen House-Dance-Pop angesiedelt. Wir würdest du den Song im Vergleich zu deinen bisherigen Stücken einordnen, gibt es hier Neuerungen oder Besonderheiten?
JS: “About You” ist eigentlich ein direktes Follow-up zu “All About”, eine meiner erfolgreichsten Singles, die mittlerweile über drei Jahre alt ist. Die Stücke sind sich im Kern und vom Vibe her sehr ähnlich, chilliger Deep House mit Gitarre und schönen Vocals. Gerade was den Drop angeht hat sich aber noch Einiges getan, der neue Song ist wesentlich verstrickter und mehr Call and Response Elemente mit pitched Vocals. Das Ganze klingt dadurch wesentlich moderner und natürlich hat sich in der Produktionsqualität auch einiges getan.
MUM: Wie heißt die Sängerin, die dem Song ihre Stimme leiht?
JS: Die Sängerin heißt Diandra Faye, ich habe sie beim ADE kennengelernt und sie ist eine sehr nette und freundliche Person. Es war eine unglaublich große Freude, mit ihren Vocals arbeiten zu können, und ich bin sehr stolz auf das Endergebnis.
MUM: Arbeitest du stets mit unterschiedlichen Vokalisten, und falls ja, wie suchst und findest du diese?
JS: Ja, ich versuche, es ständig abwechselnd zu halten, wenn mir jemand wirklich gefällt, mache ich gerne noch eine zweite und dritte Nummer, aber dann möglichst mit einem Abstand von einem Jahr. Die Suche ist meist schwierig, Leute zu finden ist einfach, aber wirklich gute Sänger zu finden dauert ein wenig und manchmal funktionieren Nummern auch einfach nicht. In der Regel bieten sich Leute über Soundcloud an, mittlerweile fällt mir das Ganze aber etwas einfacher, da ich besser vernetzt bin und entweder mit Agenturen zusammenarbeite, die für Vokalisten/Sänger und Songwriter arbeiten, oder ich nehme etwas direkt zusammen mit dem Vokalisten im Studio auf.
MUM: Konzentrierst du dich jetzt voll auf die eigene Karriere, oder fertigst du auch weiter Remixe an?
JS: Remixe werde ich auch weiterhin machen, je nach Anfrage. Im Vocal-lastigen poppigeren Club-Bereich, in dem ich mich musikalisch bewege, sind Remixe aber etwas weniger üblich. Das Ghostproduzieren für andere Leute, also dass ich heimlich für andere Leute produziere, ist seit fast vier Jahren kein Thema mehr bei mir.
MUM: Auf deinem YouTube-Kanal veröffentlichst du täglich einen Clip und hast die stolze Zahl von weit über 92.000 Abonnenten. Seit wann bist du hier täglich als Vlogger aktiv und empfindest du es nicht auch als Last, jeden Tag etwas Neues aufzunehmen und online zu stellen?
JS: Das Vloggen mache ich mittlerweile glaube ich seit fast vier Jahren. Anfänglich erstmal wöchentlich, mittlerweile täglich, und das seit über drei Jahren. Eigentlich sehe ich es nicht als Last an, klar, es ist eine Challenge und es ist schwierig, das Ganze in den Tag zu integrieren, aber diese tägliche Herausforderung mag ich sehr, denn es motiviert mich unfassbar – man kriegt direkt das Feedback von den Zuschauern selbst zu Songs an denen man noch arbeitet – das ist sehr viel wert. Da meine Vlogs eher auf meinem Leben basieren, ist es eigentlich relativ einfach jeden Tag etwas zu finden was interessant ist. Musik-Produzieren ist ein Thema, das unfassbar komplex ist, in dem einem nie die Ideen ausgehen, und ich lerne auch selbst jeden Tag etwas Neues, was ich dann gerne mit meiner Community teile. Auch wenn ich unterwegs bin auf Tour oder Messen besuche, die mit Musik-Produzieren und DJing zu tun haben, ergibt sich spontan immer was Lustiges und Interessantes.
MUM: Siehst du dich primär als Produzent und DJ oder inzwischen schon fast eher als Influencer?
JS: Ich habe damals als DJ angefangen, habe mich dann mit dem Produzieren beschäftigt, und mittlerweile sehe ich mich fast ein bisschen mehr als Produzent als als DJ. Als Influencer sehe ich mich primär nicht direkt. Der YouTube-Channel ist nicht mein Hauptfokus, er ist eher eine Nebensache, die meinen Tag widerspiegelt. Letztendlich kann man mich schon als Influencer sehen, aber jeder Musiker, der eine gewisse Reichweite erreicht hat, ist letztendlich auch irgendwie ein Influencer. Es ist auch Teil des Jobs, denn ein Musiker, der nicht auch gleichzeitig Influencer ist, macht heutzutage etwas falsch, denn man muss es schaffen, die Leute zu begeistern und in ihnen etwas auszulösen, das gehört definitiv dazu.
MUM: Bist du in puncto Themen eher spontan am Start oder hast bist du einen ausgeklügelten Themenkalender, an den du dich hältst?
JS: Wenn es jetzt um die Videos geht fange ich meist an zu filmen, ohne überhaupt einen Plan zu haben, und so entwickelt es sich dann meist. Sagen wir ich filme, wie ich ins Studio fahre, im Studio kriege ich dann eine E-Mail und jemand will etwas Bestimmtes und das beschäftigt mich dann im Laufe des Tages und dies entwickelt sich dann zum Hauptthema des Videos. Ich würde sagen von 100 Videos ist eines geplant und das sind dann meistens Videos, in denen ich mich mit anderen Leuten treffe, deren Studio der Öffentlichkeit präsentiere, also Sachen, wo es um Termine geht, aber die alltäglichen Videos entstehen eigentlich, während ich sie mache.
MUM: Deine Clips hältst du für internationales Publikum in Englisch, oder streust du auch immer mal was in Deutsch ein?
JS: 99,9% ist alles auf Englisch, es ist manchmal was Deutsches dabei, aber das ist dann eher so als kleiner Gag mit drin, oder wenn es sich auch nicht vermeiden lässt. Aber nein, normalerweise ist alles auf Englisch. Mir war es immer wichtig, dass möglichst viele Leute verstehen, worüber ich rede, und wenn ich mir schon den Aufwand mache, täglich ein Video zu machen, möchte ich auch, dass möglichst viele Leute etwas davon haben.
MUM: Hast du auf deinen anderen Social Media Kanälen auch eine feste Frequenz für deine Posts, oder ist dies nur auf YouTube der Fall?
JS: Eigentlich poste ich nur auf Instagram und dort möglichst jeden Tag, wenn ich mal nicht poste, dann weil der Tag so stressig war, dass nicht mal das mehr geklappt hat. Das kommt vielleicht ein bis zwei Mal die Woche vor.
MUM: Neben der Arbeit als Produzent mit Equipment, Tools und Vorgehensweise und etwas Persönlichem wie zuletzt dem Treffen mit Freundin und Freunden am Valentinstag, was sind weitere Themen auf deinem Kanal?
JS: Letztendlich eigentlich alles, denn mein Kanal ist kein reiner Musik-Produktions- und DJ-“Tipps und Tricks”-Kanal, sondern es ist ein Kanal, der versucht, mein Leben einzufangen. Und ja, es dreht sich meistens ums Auflegen und Produzieren, aber letztendlich sind alle Themen Teil dessen. Es gibt zum Beispiel ein Video, in dem ich meine Oma in Miami besuche und das Video besteht daraus, dass meine Oma und ich über ihre Vergangenheit reden und damit dann auch so gesehen über meine Wurzeln.
MUM: Wie geht es für dich weiter in den nächsten Monaten, was steht 2020 noch auf deinem Plan?
JS: 2020 wird hoffentlich ein gutes Jahr. Da jetzt das Album bis auf einen Song fertig ist – das Album, das nicht als Album released wird -, fängt es jetzt mit den neuen Releases an, der erste Song ist “About You”, die Single, die jetzt veröffentlicht wurde. Der weitere Plan ist, spätestens alle zwei Monate eine neue Single zu veröffentlichen.
MUM: Wenn du dir drei Acts aussuchen könntest, von denen du mal einen Track remixen dürftest, welche wären dies?
JS: Ich würde wahrscheinlich einen Song von Axwell wählen, da ich Ihn sehr für seine Produktionen schätze. Etwas für einen der aktuellen Pop Top Acts a la Billie Eilish wäre natürlich auch schön, Beyoncé wäre eine sehr große Ehre, und ich schätze auch einfach deren Arbeit an den Vocals und die Qualität, die beide Künstler abliefern.
MUM: Welches sind deine drei Lieblingsalben aller Zeiten?
JS: Ich muss ganz ehrlich sagen ich bin nicht die Person, die sich Alben am Stück anhört. Das letzte Album, das ich mir persönlich gekauft hab war eines von Take That ganz früher, ist aber auch nicht mein Lieblingsalbum. Deshalb kann ich mein Lieblingsalbum leider nicht nennen.
MUM: Hörst du eigentlich privat generell am liebsten elektronische Musik oder auch ganz andere Stile
JS: Ich höre schon primär elektronische Musik und Popmusik, die elektronisch produziert ist, aber bin eigentlich für alle Stile offen. Ich kann sogar einer Schlagernummer noch etwas abgewinnen und Inspiration daraus ziehen, weil die eine andere Herangehensweisen haben, die in manchen Teilen vorteilhaft ist und aus der man dann Rückschlüsse auf seine eigene Musik ziehen kann. Auch Musik, die schlecht ist oder mir nicht gefällt, bringt mir dann immer noch bei, auf das zu achten, was ich nicht mag und was nicht gut ist, um dies dann bei meinen eigenen Produktionen zu vermeiden.
MUM: Welche Acts oder Produzenten haben dich musikalisch am meisten geprägt?
JS: Da müsste ich eigentlich wieder mit Axwell antworten, aber auch Eric Prydz, denn die beiden haben einfach immer einen glasklaren Sound, der immer fett klingt. Gerade die frühen Werke waren revolutionär für ihre Zeit.
MUM: Welche Frage wolltest du schon immer mal gestellt bekommen, und wie wäre die Antwort?
JS: Ganz frisch und ganz neu könnte man mich fragen, ob ich gerade plane. ein neues Studio zu bauen, und die Antwort wäre “ja” – aber mehr dazu in einigen Monaten.
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MUM: Mucke und mehr
JS: Jon Sine
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