Home MusikInterviews Nils Wülker – der Jazz-Trompeter über sein Album “Up” (03/15)

Nils Wülker – der Jazz-Trompeter über sein Album “Up” (03/15)

Autor: Tobi

Nils Wülker

Auf den 60 Minuten seines achten Albums “Up” beschert uns Nils Wülker 13 ganz hervorragende Stücke. Der Jazz-Trompeter geht vom gewohnten Pfad ab und arbeitet erstmals mit Vokalisten zusammen, um nicht nur instrumentale Titel zu verabreichen. Das zahlt sich aus. Nicht, dass seine instrumentalen Alben nicht auch hochklassig gewesen wären, nein, und erfolglos ja auch ganz und gar nicht, er hat ja auch nicht umsonst schon einen Echo zu hause im Regal stehen … aber die verschiedenen Stimmen bringen doch noch eine Menge Würze rein und steuern zum Abwechslunsgreichtum bei.

Instrumentale Stücke sind natürlich auch weiterhin zu finden, und zwar sechs, darunter der grandiose, sanfte Opener “Dawn”, das seicht abgroovende “A Fine Line”, das mit Streichern soundtracktauglich leicht dramatische “Confluence” oder das feine “Kelvingrove” mit Craig Armstrong am Flügel. Für die Vokalstücke hat Wülker namhafte Künstler ins Studio holen können: Neben den deutschen Kollegen Xavier Naidoo, Sasha und Max Mutzke sind auch internationale Namen wie Jill Scott oder Lauren Flynn zu finden. Mal geht es hier jazz-poppig sanft zu wie bei “I Just Want To Play” mit Naidoo, “Season” mit Mutzke oder “Kelvingrove” mit Craig Armstrong, mal sanft groovy wie bei der wundervollen Midtempo-Ballade “Homeless Diamond” mit Lauren Flynn, mal flott funky abgroovend wie bei “Three Grains Of Saffron” mit David McAlmont (welches an Jamiroquai erinnert), mal soulig wie bei “Worth The Wait” mit Jill Scott oder bei “Keeps On Walking” mit Sasha. Ein weiteres Highlight kurz vor Ende des Albums ist die schöne Ballade “Reading Kafka On The Shore” mit Ozark Henry am Mikrofon.

Ein tolles, sehr abwechslungsreiches Album zwischen Jazz und Pop, mit jeder Menge Wärme und tollen Melodien daher kommend, auch sehr passenden Stimmen. Wir stellten Nils Wülker einige Fragen zum Album:

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“Live geht’s ab – das ist für uns die Erfüllung.”

MUM: Glückwunsch zu einem weiteren gelungenen Album. Wo siehst du die größten musikalischen Unterschiede von “Up” zum Vorgänger “Just Here, Just Now”?

NW: “Just Here, Just Now” war rein instrumental und einer musikalischen Stimmung verhaftet, alles mit meiner festen Band eingespielt. “Up” beinhaltet sieben Gesangsnummern und sechs Instrumentals und die Stücke decken eine größere stilistische Bandbreite ab. Außerdem gibt es mehr Abwechslung in der Instrumentierung — von Streichern, diversen Tasteninstrumenten bis zu mehrstimmigen Trompeten-Arrangements. Aber meine feste Band mit Arne Jansen, Lars Duppler, Edward Maclean und Benny Greb ist auch mit von der Partie.

MUM: Sind diese Unterschiede ein Ergebnis der Umstellung vom Solisten zum Kollaboristen? In der Presseinformation zum Album erwähnst du ja, dass du vorher eher ein “Einzelkämpferwesen” gepflegt hast?

NW: Meine Musik auf “Just Here, Just Now” war schon sehr Song-mäßig und gesanglich, auch wenn sie instrumental war. Aus der Entwicklung heraus entstand die Idee und der Wunsch, meine Musik wirklich mit Gesang zu verbinden. Außerdem wollte ich auf dem nächsten Album etwas für mich Neues machen, denn mit “Just Here, Just Now” war ich für sich genommen sehr zufrieden und hatte das Gefühl, dass es auf den Punkt war — und auf zweite Aufgüsse des gleichen habe ich keine Lust. Aber natürlich haben auch die Künstler, mit denen ich zusammen geschrieben und aufgenommen habe, die Musik auf “Up” geprägt. Das ist ja das schöne, wenn eine kreative Zusammenarbeit funktioniert: dass man gemeinsam etwas schafft, worauf keiner der Beteiligten alleine gekommen wäre.

MUM: Du hast diverse Kollaborationen mit namhaften Künstlern auf dem neuen Album. Wie konntest du Craig Armstrong überzeugen, teilzunehmen?

NW: Craig Armstrong hat sich mein letztes Album “Just Here, Just Now” gehört und daraufhin zugesagt. Craig hat mir frei gestellt, ob wir gemeinsam schreiben, er Klavier spielt oder arrangiert und ob er nach Hamburg kommen sollte oder ich nach Glasgow besuche. Also bin ich nach Glasgow geflogen, dort haben wir gemeinsam ein Stück geschrieben, auf dem er auch Flügel spielt.

MUM: Ansonsten sind Vokalisten wie Xavier Naidoo, Sasha, Max Mutzke oder Jill Scott mit am Start? Hattest du zu einigen von ihnen bereits vorher regelmäßige Kontakte, oder waren dies Erstbegegnungen?

NW: Mit Max Mutzke hatte ich vor der Produktion schon auf der Bühne gestanden und wir haben und auf Anhieb super verstanden. Da war klar, dass wir auf jeden Fall noch mal gemeinsam Musik machen werden. Alle anderen habe ich im Rahmen der Produktion kennengelernt. Mit Xavier Naidoo und Ozark Henry habe ich die Songs, die sie singen, gemeinsam geschrieben. Bei Max Mutzke, Jill Scott, Sasha, David McAlmont und Lauren Flynn haben wir mit den fertigen Songs angeklopft und gefragt, ob sie Lust hätten, sie zu singen.

MUM: Wie hat sich dein neues Label Warner Music ausgewirkt, oder hat es für dich keinen Unterschied gemacht?

NW: Das neue Album hätte ich alleine nicht stemmen können, da war es wichtig einen starken Partner zu haben und die Anfrage von Warner kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Die Produktion der Alben zuvor bestand in der Regel darin, mit meiner festen Band für drei oder vier Tage ins Studio zu gehen, dafür war das eigene Label super. “Up” dagegen war viel aufwendiger. Warner hat mir aber viel Vertrauen entgegen gebracht und mich musikalisch einfach machen lassen. Ich konnte mich also ähnlich frei fühlen wie zuvor.

MUM: Das neue Album kommt wieder sehr entspannend und chillig daher – ist dies auch eine Grundeinstellung von dir, bist du ein sehr relaxter Mensch?

NW: Ich bin zwar sehr begeisterungsfähig, aber schon auch grundentspannt, meine ich. In meiner Musik ist zwar auch immer viel Raum für Melancholie, aber ich bin schon grundsätzlich ein optimistischer Typ — das alles spiegelt sich dann wahrscheinlich auch in der Musik.

MUM: Für mich wärst du prädestiniert dafür, zusammen mit Blank & Jones “Relax Jazzed 3” zu produzieren, nachdem Julian & Roman Wasserfuhr bei “Relax Jazzed” hervorragende Arbeit leisteten und Pianist Marcus Loeber nun “Relax Jazzed 2” einen sehr ruhigen Stempel aufgedrückt hat. Kennst du die Alben? Und falls ja, sind Blank & Jones schon an dich heran getreten? Oder würdest du so etwas nicht machen?

NW: Um ehrlich zu sein, kenne ich die Alben nicht.

MUM: Mit “Three Grains Of Saffron” hast du einen groovy funky Uptempo-Titel dabei – war es dir bewusst wichtig, auch einen richtig flotten Titel mit einzustreuen, oder hat sich das einfach in der Entstehung des Albums ergeben?

NW: Das hat sich spontan beim Schreiben mit Peter Vettese ergeben. Wir haben mit dem Groove begonnen und ab da lief es einfach.

MUM: Welches sind deine persönlichen Lieblingssongs des Albums, und warum?

NW: Das ändert sich täglich und hängt wohl von meiner aktuellen Stimmung ab.

MUM: Welches sind deine drei Lieblingsalben aller Zeiten?

NW: Ich höre viel unterschiedliche Musik, aber bei dreien lande ich dann doch bei Klassikern: “Kind of Blue” von Miles Davis ist definitiv dabei, denn das war meine erste Berührung mit Jazz, das war der Startschuss. Und in dem Album kann ich immer noch neues entdecken. “John Coltrane And Johnny Hartman”. Und vielleicht noch “My Funny Valentine” von Miles. Das spiegelt nicht so richtig wieder, was ich alles an unterschiedlicher Musik höre. Aber wenn ich mich auf drei für die Insel festlegen muss…

MUM: Wenn du dir drei Bands oder Künstler aussuchen könntest, um mit ihnen auf Tour zu gehen, wer wäre dies?

NW: Herbie Hancock, Pat Metheny, Sting.

MUM: Du bist in Bonn geboren, hast in Berlin studiert – wo lebst du heute, was fühlt sich wie Heimat an?

NW: Ich lebe in Hamburg und fühle mich dort sehr wohl. Aber viel wichtiger als der Ort selbst, sind die Menschen, die ich in meiner Nähe habe.

MUM: Wie geht es für dich weiter in den nächsten Monaten?

NW: Ab April sind wir auf Tour und werden das ganze Jahr über hoffentlich viel spielen. Auf der Bühne entwickelt sich die Musik immer noch anders, diese Entwicklung macht viel Spaß.

MUM: Welche Frage wolltest du schon immer mal gestellt bekommen, und wie wäre die Antwort?

NW: Ich lasse mich gerne von Fragen überraschen…

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MUM: Mucke und mehr
NW: Nils Wülker

Mehr Informationen zu Nils Wülker findet man auf www.nilswuelker.com und www.facebook.com/nilswuelkerofficial.

 

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