Der Sommer scheint den kurzen Kampf gegen den Herbst gerade zu verlieren, da erklimmt doch noch ein Song der Marke “Sommerhit” die Charts. The Avener ist ein französischer Produzent, der mit “Fade Out Lines” einen absoluten Hit vorlegt. Der Song strotzt nur so vor Coolness, ist chillig und tanzbar zugleich, warm und wohlig im Sound, mit Gitarrenlinien ebenso versehen wie Synthieflächen, funky und groovy, dazu entscheidend geprägt vom schönen Gesang der Nouvelle Vague Sängerin Phoebe Killdeer. Diese ist hierbei mehr als eine Gastsängerin – bei dem Stück handelt es sich nämlich um eine Aufarbeitung des 2012er-Songs “The Fade Out Line” von Phoebe Killdeer And The Short Straws. Stark! Auf der Single-CD findet man neben der viereinhalbminütigen Nummer noch den “Alle Farben Remix” des Songs. Dieser ist auch ganz hervorragend, nimmt die relaxte Grundstimmung bestens auf, mischt einen gefangen nehmenden Basslauf bei, wird hierdurch zu einem sicheren Club-Abräumer. Wir stellten The Avener einige Fragen zu seinem Ohrwurm.
“Als erste Reaktion habe ich mir eine Flasche Jägermeister gekauft, um auf meine deutschen Fans ein Glas zu erheben und ihnen zu danken.”
MUM: Was ist die Geschichte hinter “Fade Out Lines”, das ja auf “The Fade Out Line” von Phoebe Killdeer And The Short Straws basiert? Wie kam es zu deinem Song?
TA: Ich habe den Song auf YouTube entdeckt und liebte ihn, wollte ihn sofort neu bearbeiten. Mein Label hat dann die Verbindung zu Phoebes Produzenten hergestellt.
MUM: War es schwierig, Phoebe zum Mitmachen zu bewegen, und ist sie mit ins Studio gekommen, oder hast du nur ihren Gesang übernommen?
TA: Sie hat mir ihre Teile des Songs geschickt und ich habe sie bearbeitet, somit gab es keinen Bedarf, sie extra ins Studio zu holen.
MUM: Dein Song entwickelt sich gerade zum großen Erfolg, hat Platz 1 der deutschen iTunes Download-Charts erklommen. Wie hat dich diese News erreicht, und wie war deine erste Reaktion?
TA: Diese News hat mich natürlich extrem gefreut, da meine Einflüsse für viele Jahre von deutschem House und Techno inspiriert waren. Deutschland war für mich immer ein Vorreiter auf diesem Feld. Als erste Reaktion habe ich mir eine Flasche Jägermeister gekauft, um auf meine deutschen Fans ein Glas zu erheben und ihnen zu danken – das ist eine wahre Geschichte!
MUM: Wie groß ist der Erfolg bislang in Frankreich und anderen Ländern?
TA: Zu meiner großen Überraschung geht “Fade Out Lines” überall in den europäischen Charts seinen Weg. In Frankreich sind wir momentan auf Platz 3 der iTunes Singlecharts und erreichen eine unglaubliche Zahl an Abrufen in Streaming-Sites wie Spotify, Deezer, etc. Es berührt mich sehr, dass die Öffentlichkeit in meinem Land das, was ich mache, so sehr mag. Zu den anderen Staaten: In Griechenland und Luxemburg hat der Song Platz 1 erreicht, in der Schweiz, Italien und vielen anderen Ländern steigt er. Für mich aber ist das beste Land in Bezug auf Öffentlichkeit und kritische Tiefe tatsächlich Deutschland. Das ist sehr beruhigend.
MUM: Über dich als Person liest man im Promo-Infoblatt nicht viel. Dort steht, dass do für mehrere Künstler als Ghost-Producer tätig warst. Kannst du uns ein paar nennen, die man als Leser kennen könnte?
TA: Ja, ich habe lange im Hintergrund produziert und für französische Künstler coproduziert, vor allem im DJ-Bereich. Deren Namen möchte ich aber nicht verraten, sie haben meinen ja auch nie verraten.
MUM: Wir lesen außerdem, dass du mit sechs Jahren angefangen hast, Piano zu spielen, und dass du mit 15 Jahren Jazzmusik gemacht hast. Wie kam es, dass du nun Produzent bist, und spielst du nach wie vor selbst Instrumente?
TA: Ja, ich hatte das Glück, eine Mutter zu besitzen, die meinen kindlichen Launen nachgegeben hat und mir erlaubte, Piano zu spielen, um an Weihnachtsabenden alle beeindrucken zu können. Nein, nur Spaß. Erst 2003 hat computer-beeinflusste Musik für mich eine Rolle zu spielen begonnen, als ich 15 war und ich war dann froh, einen Typen namens Diego kennen zu lernen, einen Komponisten und Musikliebhaber, viel älter als ich. Er installierte die erste Musiksoftware auf meinem Computer – wenn ich mich recht erinnere, war es Wavelab 2.0. Ich wurde schnell süchtig hiernach, auch wenn meine Projekte sehr experimentell waren am Anfang. Ich spiele aber nach wie vor klassisches Piano und übe mein Repertoire auch regelmäßig ein.
MUM: Warum nennst du dich “The Avener”? Sorry, diese Frage ist sicher langweilig, weil sie jeder stellt, aber es interessiert mich trotzdem.
TA: Ich habe den Namen etwas zufällig gewählt, als ich ein altes Buch über königliches Leben in England des 17. Jahrhundert las. “The Avener” ist der vergessene Titel, der einer Person gegeben wurde, die für die Pferde seiner Hoheit verantwortlich war, des Königs von England. Ich fand den Namen sehr elegant und offen anderen gegenüber.
MUM: In der Welt der Produzenten, welche sind deiner Meinung nach die besten drei aller Zeiten. Für mich wäre ja in jedem Fall Trevor Horn dabei, und dann müsste ich länger nachdenken…
TA: Für mich sind die, die die letzten 50 Jahre am meisten beeinflusst haben, Ennio Morricone and Giorgio Moroder. Und ja, Trevor Horn gehört auch für mich dazu.
MUM: Was sind deine nächsten Pläne? Folgt bald ein Album?
TA: Ja, ich habe in den letzten drei Monaten hart an einem Album gearbeitet, und ich bin sehr zufrieden mit dem Erreichten. Veröffentlicht wird es Anfang 2015 bei Universal. Ich habe auch eine Tour geplant durch Deutschland im November und Dezember – die Daten findest du auf der Website.
MUM: Welches sind deine drei Lieblingsplatten aller Zeiten?
TA: Beethovens “Symphony No. 9”, das gesamte Album “Raga Charukauns” von Ravi Shankar, und Johnny Lee Hooker mit “It Serves Me Right to Suffer”.
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MUM: Mucke und mehr
TA: The Avener
Mehr Informationen zu The Avener findet man auf www.theavener.com.