Wenn Katie Melua Konzerte gibt, dann sieht sie hier und dort sicher auch außergewöhnliche Arenen oder Theater. Die Historische Stadthalle in Wuppertal, wo sie am Abend des sonnigen 15. November 2018 live zu erleben war, dürfte dazu gehören. Als eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt besticht die prächtige, im Jahr 1900 errichtete Halle mit hervorragender Akustik, was natürlich einem auf Schönheit ausgerichteten Abend wie diesem zugute kam.
Der Große Saal, der bestuhlt wie hier ca. 1500 Besuchern Platz bietet, war zwar nicht komplett ausverkauft, aber es waren nur noch wenige Plätze frei, als Keeva um 19.45 Uhr den Abend als Support-Act eröffnete. Im Glitzerkleid spielte sie mit fünf Songs sozusagen die Fans in den Saal, denn nicht alle waren dem Gong gefolgt und hatten sich bereits artig hingesetzt. So kam es dann auch, dass sie bei ihrem dritten Stück, dem Marvin-Gaye-Cover “What’s Going On“, einmal kräftig lachen musste, als zwei ältere Herren gefühlte 30 cm vor ihr an der Bühne vorbei schlenderten und sie mitten im Song freundlich mit einem “Hallo” begrüßten – sehr menschlich, sehr sympathisch, und dann auch sehr professionell, denn überraschend schnell konnte sie sich wieder auf ihre Musik fokussieren. Ansonsten gab die irisch-jordanische Künstlerin alleine mit Gitarre sehr feine Songs zum Besten, und nicht nur mit dem abschließenden “Desired Plan” wusste sie hierbei zu überzeugen. Eine noch gänzlich unbekannte Künstlerin, die man im Auge behalten sollte.
Um 20.20 Uhr dann bereits begann nach sehr kurzer Pause der Auftritt von Katie Melua, eingeleitet von einem von Herbst in den Winter überleitenden Video auf der großen Leinwand hinter der Bühne. Kurz noch etwas zur Vorgeschichte dieser Tour: Zusammen mit dem Gori Women’s Choir, einem 23-köpfigen Vokalensemble aus ihrem Heimatland Georgien, hatte sie vor zwei Jahren das schöne Album “In Winter” veröffentlicht, als Potpourri aus Selbstgeschriebenem, neuen Arrangements traditioneller Stücke und Coverversionen. Die Ende 2017 veröffentlichte Special Edition des Albums gab bereits einen Vorgeschmack, was die Fans in Wuppertal zu erwarten hatten. Neben der Original-CD gab es hier nämlich eine sehr lohnenswerte Bonus-CD mit 70 Minuten Livemitschnitt, und dieser beinhaltete neben den Songs vom Album auch viele ihrer Klassiker sowie Coverversionen.
So ähnlich war auch der Abend in Wuppertal angelegt. Nicht nur, weil kürzlich ja erst ihre “Ultimate Collection” (lies unsere Rezension hier) mit den größten Erfolgen aus den bisherigen 15 Jahren einer tollen Karriere veröffentlicht wurde, durften die Klassiker natürlich nicht fehlen, also waren “Belfast”, “Nine Million Bicycles”, “I Cried For You” und “The Closest Thing To Crazy” auch allesamt in ihrem Set verteilt zu hören.
Alleine mit Gitarre eröffnete Katie in ganz intimer Stimmung den Abend mit “If You Are So Beautiful”, welches keinesfalls in Englisch, sondern in Georgisch gesungen ist. Zu “Plane Song” kam dann schon ihr kleiner Bruder Zurab an der E-Gitarre dazu, und zu “Belfast” wurde ihre Band dann noch durch einen Schlagzeuger, einen Keyboarder und einen Kontrabassisten, der später zumeist am E-Bass zu hören war, komplettiert. Als Band wirkten sie über den gesamten Abend gut eingespielt und hierdurch sehr harmonisch.
Mit “Nine Million Bicycles” folgte der erste ihrer Hits, und nach dem sanften The-Cure-Cover “Just Like Heaven” gesellte sich zudem noch ein Großteil des Gori Women’s Choir dazu, in Form von 16 Sängerinnen und einer Leiterin. Zusammen mit ihnen und der Band versprühte Melua einen alles andere als alltäglichen Zauber, und als Besucher wurde man voll ergriffen, ob nun beim tollen Joni-Mitchell-Cover “River”, bei “Dreams Of Fire” oder bei Adolphe Adams’ wunderbaren “O Holy Night”. Mit dem James-Bond-Song “Diamonds Are Forever” von Shirleys Bassey entließ Katie den Saal in eine verhältnismäßig kurze Pause.
Direkt nach dieser wurde man von einem im wahrsten Sinne des Wortes zuckersüßen Video zu “Perfect World” verzaubert. Bei “Shchedryk”, bekannt als “The Little Swallow”, offenbarte der Chor dann seine Klasse am deutlichsten. Um nicht nur in sanften Tönen zu schwelgen, zeigte Katie mit “The Flood” als progressivstem und lautestem Stück, dass es auch anders geht. Ihre Stärke liegt aber natürlich im Besinnlichen, wenn sie mit nicht zwingend umständlich gezupften Akkorden und glasklarer Stimme mitten ins Herz geht – darin ist sie Meisterin.
“The Closest Thing To Crazy” versetzte das Publikum in Schmacht-Stimmung, bei “Piece By Piece” ging der Bassist dann wieder zum weit spektakuläreren Kontrabass über, und “Wonderful Life” wirkte durch den Tod von Black im Jahr 2016 wie eine wundervolle Hommage. Als Zugaben gab es dann noch drei Songs, eröffnet von Stings “Fields Of Gold”, welches Katie ganz alleine spielte, bis hin zu ihrer Interpretation des Louis-Armstrong-Klassikers “What A Wonderful World” mit allen vertreten Akteuren. Wenn man den Abend und Katies Musik treffend in einem einzigen Wort beschreiben müsste, dann wäre dies “bezaubernd”. Ein wundervolles Konzert, das nach 110 Minuten alle Besucher völlig zufrieden nach Hause oder in die Wuppertaler Nacht entließ.
Hier die noch folgenden vier Termine von Katie in Deutschland – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink):
16.11.18 Mannheim, Rosengarten Mozartsaal
21.11.18 München, Philharmonie im Gasteig
24.11.18 Hannover, Kuppelsaal im HCC
26.11.18 Frankfurt, Alte Oper Frankfurt
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Links:
Website von Katie Melua
Website von Keeva
Website der Historischen Stadthalle Wuppertal