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Madsen überzeugen mit noch eingängigeren Rock-Hymnen

Autor: Tobi


Madsen

Madsen

“Hollywood”

(CD, Goodbye Logik Records, 2023)

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Madsen kennt man dafür, abwechslungsreiche Rocksongs zu liefern, mit denen sie sympathisch aus dem Leben erzählen – und für tolle Live-Shows. Seit ihrem selbstbetitelten Debütalbum im Jahr 2005 haben sie sich hiermit immer mehr Fans erspielt und in beachtlich großen Locations wie dem Kölner Palladium (lies unsere Konzertkritik aus dem Jahr 2018 hier) oder zum 15-jährigen Bandjubiläum der Alsterdorf Sporthalle in Hamburg schon ausverkaufte Konzerte zelebriert – und zahlreiche starke Festival-Gigs kommen hinzu, wie z.B. im Juni gerade erst beim Hurricane und Southside.

Seit ihrem zweiten Longplayer “Goodbye Logik” (2006) sind sie mit jedem ihrer Alben in den Top Ten der deutschen Charts gelandet, und hier gehören sie auch mit ihrem neunten Studioalbum “Hollywood” hin, das sie auf ihrem neugegründeten, bandeigenen Label Goodbye Logik Records veröffentlichen und das es verdient hätte, ihre erste Nummer Eins zu markieren, liefern die Brüder Sebastian (Gesang, Gitarre), Johannes (Gitarre) und Sascha (Drums) Madsen doch zusammen mit Bassist Niko Maurer eine absolut überzeugende Scheibe.

Madsen (© Dennis Dirksen)

(© Dennis Dirksen)

Nachdem Madsen die Pandemie 2020 mit dem in Eigenregie produzierten Punk-Album “Na gut dann nicht” überbrückten und Frontmann Sebastian dann mit “Ein bisschen Seele” 2022 noch eine von Soul und Blues geprägte Solo-Scheibe nachschob, gibt es nun wieder Madsen, wie man sie kennt und zuletzt auf “Lichtjahre” (2018, Platz 3 der Charts – lies unsere Rezension hier) hörte.

Auf 41 Minuten bieten die Jungs elf erneut melodische Rocksongs mit sympathischen Texten, und diese kommen diesmal noch eingängiger und hymnenhafter daher. Als Opener fungiert das im April als erste Single voraus geschickte “Ein bisschen Lärm”, mit dem sie sicher auch kommende Konzerte eröffnen werden, weil die direkt packende, treibende Nummer hierfür prädestiniert ist. “Guten Tag, meine Damen und Herren, sind Sie bereit für ein bisschen Lärm? Dann lad’ ich Sie ganz herzlich ein, sich heute, hier und jetzt einfach mal frei zu schrei’n.”

Sebastian Madsen erklärt: “Was macht mich glücklich? Was unglücklich? Was will ich? Und vor allem: Was will ich nicht? Diese Fragen haben mich beim Texten zu ‘Ein bisschen Lärm’ beschäftigt. Spielerisch habe ich die Strophen während längerer Autofahrten geschrieben. Ohne Notizblock oder Telefon. Es war wie ein innerliches Aufräumen. Den Refrain hat dann meine Freundin und unsere Keyboarderin Lisa beigesteuert. Dieser macht das Lied zu einer Publikums-Umarmung und jetzt schon zu einem Madsen-Live-Klassiker. Wir hatten noch nie einen schöneren Opener für ein Album!”

Zu Beginn der Scheibe geben sich die Ohrwürmer die Klinke in die Hand, jeder Song setzt sich hier im Gehörgang fest. Das folgende “Brücken” beginnt kurz ruhig, um dann flott und amtlich abzurocken, wobei der Text motiviert, Beziehungen auch über Entfernungen und Barrieren hinweg einzugehen oder nicht sterben zu lassen, auch politisch als Statement gegen Vorurteile gegenüber fremden Kulturen zu verstehen. Die letzte Vorab-Single wird hierbei von einem guten Musikvideo begleitet, in dem über 75 MusikerInnen und WegbegleiterInnen aufgenommen haben, wie sie das Stück erstmal hörten – von Porky (Deichkind), Christina Stürmer, Vom Ritchie (Die Toten Hosen) und Aki Bosse über die Schauspielerinnen Resi Reiner und Sina Zadra bis zu den Sportfreunden Stiller und der Freiwilligen Feuerwehr.

Die Inspiration zum Song kam Sebastian bei einer geschichtsträchtigen Brücke in Berlin: “Wenn ich in Berlin, meiner zweiten Heimat, spazieren gehe, überquere ich sehr gerne Brücken. Eine meiner Lieblingsbrücken ist die Bösebrücke, auch Bornholmer Brücke genannt. Am 9. November 1989 lag genau an dieser Brücke der erste Grenzübergang, der geöffnet wurde und zahlreiche DDR-Bürger überquerten in dieser Nacht genau diese Brücke. Das war der Beginn des Mauerfalls. Heute laufe ich einfach so über die Brücke, die völlig selbstverständlich zwei Ortsteile verbindet. Dabei bin ich auf die Idee gekommen das Lied ‘Brücken’ zu schreiben. Die Sehnsucht danach, die Menschen zu verbinden ist heutzutage wieder sehr groß. Kommunikation findet oft eher anonym im Internet statt. Bei all den Herausforderungen heutzutage ist es wichtig, dass wir zusammenrücken und uns nicht gegenseitig ausgrenzen. Deswegen: Lasst uns Brücken bauen!”

Mit dem liebevollen, ebenfalls sehr eingängigen, etwas getragener angerichteten “Das Beste von mir” folgt eine wunderbare Nummer über gerne auch Kraft gebende Investition in eine lohnenswerte Beziehung, gefolgt vom wieder schmissigeren “Willi” über eine alte Freundschaft, die immer wieder mal kurz aufblüht und auch durch lange Ruhephasen nicht endet, denn “Freundschaft kann man nicht verlernen, das letzte Bier können wir auch teilen”.

Im nächsten Ohrwurm “Heirate mich” wird die Idee beschrieben, spontan an einem perfekten Tag zu heiraten, denn wenn man den richtigen Menschen gefunden hat, kann man auch mal verrückte Dinge tun. Sebastian erzählt: “Inhaltlich erklärt sich ‘Heirate mich’ von selbst: Es wird geheiratet. Impulsiv, spontan, naiv, allen Erwartungen von außen zum Trotz. Dazu ballern wir zackigen, ungestümen Indie-Rock, so wie wir ihn gelernt haben. Manchmal haben wir Freude an den einfachen Dingen.” Passend zum Song verlosten sich Madsen als Hochzeitsband und bereiteten so dem Gewinnerpaar eine Hochzeit mit besonderer Note.

Den Titeltrack “Hollywood” schickten Madsen Mitte Mai als zweiten Vorboten voraus, einen getragenen, mit Streichern bereicherten, schönen Song über Gleichheit und Ungleichheit. “Ich wollte mit ‘Hollywood’ ein politisches Lied schreiben, das ohne geballte Fäuste, Mitgröhl-Slogans oder ‘Ich weiß Bescheid-Attitüde’ daherkommt. Vielmehr wollte ich die naive und unvoreingenommene Sichtweise von zwei Kindern beschreiben”, erzählt Sebastian. “Das eine Kind wächst in schwierigen und eher ärmlichen Verhältnissen auf. Das andere ist geflüchtet, muss sich in einem fremden Land zurechtfinden und wird diskriminiert. Trotz ihrer unterschiedlichen Herkünfte finden die beiden aufgrund ihrer Gemeinsamkeiten zusammen. Sie können sich verstehen und sind damit vielen Erwachsenen einen Schritt voraus.”

Im Rahmen der Single-Veröffentlichung kündigte die Band auch eine umfassende Kooperation mit War Child Deutschland an, die sich weltweit für die Sicherheit, Bildung und das Seelenheil von Kindern kümmern, die von bewaffneten Konflikten betroffen sind. Um die Arbeit der tollen Organisation zu unterstützen boten Madsen bis Anfang August über ihren Shop ein “War Child Soli-Shirt” an und alle Gewinne dieses exklusiven T-Shirts werden zu 100% an die Organisation gespendet. Weitere Spenden sammelt die Band auf den anstehenden Konzerten.

Auf der zweiten Hälfte des Longplayers ist dann vielleicht nicht mehr jeder Song ein Ohrwurm, sie lassen sich aber allesamt gut anhören und man findet keinen, der enttäuscht. “Der Baum” besingt die Beständigkeit trotz aller Widrigkeiten, und “Unter dem Radar” erklärt mit schweren Headbanger-Riffs in der Strophe und sanfteren Tönen im Refrain die Bereitschaft, bei Bedarf für jemand anderen da zu sein.

Noch packender kommt das flott rockende “Der gleiche Weg nach Haus” daher, das gemeinsame Stärken und Zusammenhalt als Sebastians Würdigung der guten Beziehung zu seinen Brüdern beschwört, und auch “Rock ‘n’ Roll” geht wieder mehr ins Ohr als Ode an schöne gemeinsame Zeiten mit guter Musik. Mit “Wir haben immer noch die Sonne” beendet eine weitere eingängige, mit mehr Tempo treibende Nummer, die zwischendurch auch eine entspannt ruhige, geschickt eingebaute Phase durchläuft, ein absolut überzeugendes Album, das erneut abwechslungsreich ist und jede Menge toller Hymnen aufbietet.

Um die Veröffentlichung von “Hollywood” standesgerecht zu feiern, spielen Madsen vier intime Open Air Konzerte:

29.08. Leipzig, Felsenkeller (BBQ Blitz)
30.08. Berlin, ://About Blank (BBQ Blitz)
01.09. Köln, Freideck Kantine (BBQ Blitz)
02.09. Hamburg, Molotow Backyard (BBQ Blitz, ausverkauft)

Im Oktober startet dann die große Headliner-Tour zur Scheibe in Österreich, wird im Dezember in Deutschland fortgesetzt:

04.10. A-Wien, Arena (+ Montreal)
05.10. A-Linz, Posthof Linz (+ Montreal)
01.12. Berlin, Columbiahalle (+ Deine Cousine)
02.12. Köln, Carlswerk Victoria (+ Deine Cousine)
08.12. München, Tonhalle (+ Deine Cousine)
09.12. Frankfurt, Batschapp (+ Deine Cousine)
16.12. Dresden, Alter Schlachthof (+ Deine Cousine)
17.12. Oberhausen, Turbinenhalle (+ Deine Cousine)
21.12. Hamburg, Sporthalle (+ Deine Cousine)

www.madsenmusik.de
facebook.com/Madsenmusik

Bewertung: 9 von 10 Punkten

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