Morcheeba
“Blaze Away”
(CD, Fly Agaric, 2018)
Von Morcheeba haben wir unter diesem Namen bereits fünf Jahre lang nichts mehr gehört, aber Skye Edwards und Ross Godfrey als zwei Drittel des britischen Trip-Hop-Trios verkürzten uns im September 2016 zumindest mal die Wartezeit mit dem durchaus sehr schönen Album “Skye & Ross”, auch unter diesem Projektnamen veröffentlicht. Was war passiert? Da Paul Godfrey die Band verlassen hatte und zu viel Geld forderte, um seinen Teil der Rechte am Namen her zu geben, sah es so aus, als wären Morcheeba als solche Geschichte.
Wenn das neue Album “Blaze Away” nun also wieder unter Morcheeba-Flagge erscheint, obwohl Paul nicht mehr mitgewirkt hat, dann hat man sich anscheinend doch noch geeinigt. Trotzdem stehen Skye und Ross auf dem Bandfoto noch versetzt, als wenn sie darauf warten würden, dass sich noch jemand an ihrer leeren Seite positioniert…
Eröffnet werden die 36 Minuten von “Never Undo”, welches auch als erste Single auserkoren wurde. Für das Morcheeba-typisch entspannend daher kommende Stück arbeiteten sie mit Robert Logan zusammen, und das Ergebnis überzeugt.
Dass es wieder abwechslungsreich zugeht und nicht nur gechillt wird, machen sie dann mit dem Titelstück “Blaze Away” deutlich, wo zu HipHop-Beats und Gitarrenmelodie mächtig gegroovt wird. Roots Manuva ist als Gast bei diesem Stücke vertreten, Morcheeba haben sich also einige Künstler ins Studio geholt für ihr neuntes Album.
“Love Dub” ist direkt der nächste Beleg, mit Reggae Dub ebenfalls Hüftschwung-tauglich angerichtet. “It’s Summertime” passt ja schon bestens zu den warmen Temperaturen, die wir erleben dürfen, und natürlich kommt dieses Stück – alles andere wäre bei dem Titel ja auch eine Frechheit – sommerlich und gemütlich daher, und doch auch gut tanzbar. Kurt Wagner von Lambchop hat übrigens am Text dieses Songs mitgearbeitet.
Mit “Sweet L.A.” kehrt die Ruhe zurück und die Nummer fließt als minimalistische Ballade sanft voran, wobei Skye dann natürlich ihre warme Stimme mal wieder bestens einsetzen kann. Ob “Paris Sur Mer”, das sie zusammen mit dem Franzosen Benjamin Biolay im Duett singt, etwas mit dem gleichnamigen Kurzfilm aus dem Jahr 2007 zu tun hat, ist nicht bekannt – der Song weiß aber durchaus auch zu gefallen.
Mit “Find Another Way” folgt wieder eine sehr typische Morcheeba-Nummer, die im Midtempo relaxt anzuhören ist, aber keinen wirklichen Zauber versprüht. “Set You Sails” baut auf funky Bass und klickende Percussion, verliert sich aber etwas und plätschert ein wenig dahin. Nach dem kurzen, sphärischen Zwischenspiel “Free Of Debris” schließt dann “Mezcal Dream” als triphoppigste Nummer der Scheibe selbige ab.
Insgesamt sicher kein schlechtes Morcheeba-Album und immer noch besser als die meisten Veröffentlichungen, die man so tagein tagaus zu hören bekommt – aber gemessen an den Perlen, die wir schon von den Londonern geboten bekamen, keines auf höchstem Niveau. Man erinnere sich nur an Longplayer wie “Big Calm” oder “Fragments Of Freedom”, die einen komplett in ihren Bann zogen. Das überrascht etwas, wenn man bedenkt, dass das Skye & Ross Album weit mehr Esprit zu versprühen wusste.
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