Die Sauna
“In die Nacht hinein”
(CD, Buback, 2022)
Die Indie-Band Die Sauna veröffentlicht am 18. November 2022 ihr von Olaf Opal produziertes, zweites Album “In die Nacht hinein”, nachdem sie es mit ihrer Anfang 2017 erschienen EP “Elektra” bereits ins Vorprogramm einiger großer deutschsprachiger Musikformationen (Wanda, Tocotronic) schaffte und auch das 2019er-Debütalbum “So schön wie jetzt war es noch nie” einige Beachtung fand. Hier in Kursiv die Presseinformationen zur Scheibe:
Der Zauber der Dunkelheit. Musikalisch äußerst beliebt, spätestens seit der Romantik. Nachtstücke, Nocturnes, Gustav Mahler kommt der Welt abhanden und Richard Wagner schreibt mit „Tristan“ eine ganze Oper, nur im Zwielicht, harmonisch und narrativ. Alles düster, alles verloren, der Boden schwankt, die Welt schwindet.
„Das Morgenrot stimmt uns traurig (…) Das Abendrot schenkt uns Hoffnung.“ Die Sauna, 2022
Das Prinzip Indie hat sich überlebt. In einer unsicheren Welt, die von Viren, von Kriegen und vom Klima gecrasht wird, wer braucht sich da noch per Unabhängigkeit gegen die Kommerzialisierung der eigenen Popmusik auflehnen? Sämtliche Gesten marginalisieren sich angesichts der Umstände.
Und dann kommt „Die Sauna“. Eine Band aus Schliersee. Diesem so malerischen bayerischen Oberland, in dem man, wenn man dort aufwächst entweder eh mit der Welt einverstanden sein oder sich aber so richtig konstant dagegenstemmen muss. Doch so bescheuert der Bandname war, so überholt das Konzept der Jungs-Indie-Rockband wirkte, irgendwie schaffte es das Sextett, das sich 2016 gründete ins Herz von Indie-Deutschland zu spielen. Passend dazu erschien 2019 das Album „So schön wie jetzt war es noch nie“ auf Buback. Ach, welch grausamer Zynismus. Denn schöner als 2019 wird’s auch nicht mehr werden. Die Gewissheiten, mit denen diese Generation aufgewachsen ist, brechen weg und die Welt ist eine andere.
Also auf in die Gegenwart.
Mit ihrem also mittlerweile recht unverkennbaren Faible für Plakativität titelt die Band 2022 „In die Nacht hinein“. Jetzt wird’s düster. Der erste Track: Ein letztes Festhalten an etwas was es nicht mehr gibt. „Allen geht es gut“ der Titel, doch die Musik weiß schon mehr, beginnt mit einem schrillen Alarm, testet Noise, testet Atonalität als musikalischen Ausdruck für etwas, das wortwörtlich nicht mehr in Harmonien abgebildet werden kann. Dann plötzlich noch ein Glitzern, eine Orgel in feinem flirrenden Dur, zwar verzerrt, aber ahnend, dass es einmal besser war und verwaschener Gesang, man erahnt den Text nur, erkennt fern die Worte „ich will zurück“. Tja, eben auf gar keinen Fall, zurück geht’s nie! Und das hat die Band auf diesem Album eben zum Thema gemacht. Es folgt der Titeltrack. Treibend atonal, zackiger Gesang. Neo-Postpunk, ein strukturell verdrehter Stil, den Bands wie „Die Nerven“ und „Messer“ zehn Jahre zuvor spielten. Doch erst jetzt passen Welt und Stil so richtig zusammen. Der Song „Badengehen“ atmet Synthies wie von „The Cure“ und Sänger Matthias Berg drückt seine Stimme tief nach unten.
„Hundeleben“ und „Wir leihen uns Freunde aus“ werden als Singles ausgekoppelt. Ein extlichmusikalisches Gegensatzpaar. Das beinahe empfindsame Hundestück, eine Tierfabel – kafkaesk – die über menschliches Bewusstsein, gefangen in einem Hund, reflektiert. Eine Fabel, die Herrschaftsstrukturen und Angst spiegelt, musikalisch mit einem tänzelnd schrägen Klavier umfasst, das weder den Boden findet noch euphorisch schweben kann, sondern irgendwo in der Mitte kleben bleibt. „Wir leihen uns Freude aus“ ist zynisch. Grundsätzlich wird hier verhandelt wie man so etwas wie Freundschaft oder Zuneigung durch Objekte, durch Konsum erkaufen kann. Das Gegenteil des so romantisch treuen Hundes.
Produziert von Olaf Opal ist „In die Nacht hinein“ ein Album, auf den Zeitgeist zugeschnitten, aber ohne sich anzubiedern. So als wolle man den Mainstream treffen. Gleichzeitig klingt es aber überhaupt nicht nach Erfolg, nach Zärtlichkeit, nach Kommerz. Dieses Paradox gelingt nur, weil alles verdreht ist. Als würde der Keller der leerstehenden Schlierseer Grundschule, in dem das Album arrangiert und aufgenommen wurde, sein kalt-abgestandenes Gemäuer auf die Songs übertragen.
Die Welt ist im Umbruch und die Popmusik reagiert darauf. Um sich die Welt in dieser Nacht zu eigen zu machen, dafür liefert „Die Sauna“ ihren Generationsgenossen eine euphorische Anleitung.
(verfasst von Rita Argauer, Süddeutsche Zeitung)
Hier sind Die Sauna live zu sehen:
26.01.2023 Augsburg – Soho
27.01.2023 Berlin – Cassiopeia
28.01.2023 Hamburg – Molotow
29.01.2023 Hannover – LUX
31.01.2023 Mainz – Schon Schön (Eintritt frei)
01.02.2023 Köln – Helios 37
02.02.2023 Essen – Goethebunker
03.02.2023 Göttingen – Musa
04.02.2023 Nürnberg – Stereo
09.02.2023 Wien – Rhiz
11.02.2023 München – Ampere
diesauna.net
facebook.com/diesauna
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