Home MusikCD-Rezensionen Schiller bietet gewohnt gute elektronische Musik mit ergänzenden organischen Klängen

Schiller bietet gewohnt gute elektronische Musik mit ergänzenden organischen Klängen

Autor: Tobi

Schiller "Illuminate"

Schiller

“Illuminate”

(2CD, Sony Music, 2023)

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Als Christopher von Deylen 1998 mit Mirko von Schlieffen das Elektro-Projekt Schiller gründete, da dachte er sicher nicht im Traum an eine Karriere wie die, auf die er nun zurück blicken kann. Kurz nach der Jahrtausendwende verließ von Schlieffen das Projekt, fortan war von Deylen also alleine als Schiller aktiv. Mit Songs wie “Das Glockenspiel” (1998), “Ruhe” (1999), “Dream Of You” (2001, mit Peter Peppner), “Leben… I Feel You” (2004, erneut mit Heppner), “You” (2008, mit Colbie Caillat), “Time For Dreams” (2008, mit Lang Lang) oder “Sonne” (2011, mit Unheilig) wurden auch obere Single-Chart-Regionen erreicht – und weltweite Beliebtheit.

Gold- und Platin-Auszeichnungen sind für Schiller längst Normalität geworden, schließlich landeten bereits acht seiner Longplayer auf Platz 1 der deutschen Album-Charts, zuletzt “Summer in Berlin” 2021, dem im gleich Jahr noch das von Filmmusik inspirierte und erstmals mit Orchester aufgenommene “Epic” folgte, das immerhin auf Rang 3 kletterte.

Schiller (© Annemone Taake)

(© Annemone Taake)

Nicht vergessen werden soll, dass – was für chillige Elektro-Musik alles andere als selbstverständlich ist – mehrere ausverkaufte Live-Tourneen mit aufwändigen Bühnenshows realisiert wurden, in denen perfekter Sound, anspruchsvolle Video-Projektionen und ausgeklügelte Light-Shows zu einem atemberaubenden Gesamtwerk verschmolzen.

Nun veröffentlicht Schiller das Doppelalbum “Illuminate” und kommt mit diesem auf große Arena-Tour – siehe unten. Der Longplayer kommt in diversen Formaten daher, bis hin zur auf 5000 Stück limitierten Premium Deluxe Edition, die neben dem Doppelalbum eine Blu–Ray mit dem “Metropolis”-Konzertfilm und alle 28 neuen Songs im Dolby Atmos Sound beinhaltet, zudem exklusiv das Instrumental-Album “Octagon”, ein handsigniertes, nummeriertes Artprint-Unikat und ein aufwändig gestaltetes Hardcoverbuch (Größe: 28cm x 28cm).

Schiller "Illuminate" Premium Deluxe Edition

Schiller “Illuminate” Premium Deluxe Edition

28 Songs – ja, während die Longplayer manch anderer Acts immer kürzer werden, ist Christopher von Deylen weiter sehr kreativ und verabreicht amtliche 141 Minuten, bei denen es erneut abwechslungsreich zugeht. Nach einem weiteren für ihn nicht neuen “Willkommen”-Intro erklingt mit dem fast neun Minuten langen “Empire Of Light” einer der für ihn wohl wichtigsten Tracks der Scheibe, handelt es sich bei dieser ebenso tanzbaren wie sphärischen, mit flirrenden E-Gitarren-Klängen bereicherten Nummer ebenso wie später auf der zweiten CD beim elektropoppigen “Quiet Love” um Zusammenarbeiten mit einem ukrainischen Künstlerkollektiv.

In Kiew hat Schiller in der Vergangenheit bereits Konzerte gespielt, bei denen er immer wieder gemeinsam mit lokalen Musikern aufgetreten ist. Christopher von Deylen: “Es ist mir wichtig, auch in diesen bewegten Zeiten den kreativen Austausch über Landesgrenzen hinaus am Leben zu halten.” Zu beiden Songs entstanden emotionale Tanzvideos, die in Kiew gedreht untermauern sollen, dass sich Kunst auch in schweren Tagen einen Weg bahnt, um Halt und Hoffnung zu geben.

Verbindungen zu anderen Kulturen waren für Christopher schon immer wichtig und gaben Inspirationen. Auch im Iran, wo er als erster westlicher Künstler seit 40 Jahren vor tausenden Fans auftrat, stand er schon mehrfach auf der Bühne. Und auch hier sind bekanntlich die Zeiten sehr bewegt, so dass Schiller die Zusammenarbeit nur zu gerne fortsetzt. Gemeinsam mit der iranisch-kurdischen Künstlerin Yalda Abbasi entstand die getragene Hymne “Love And Tears”, die auf einer persischen Volksweise basiert und die zweisaitige Langhalslaute Dotar, arabische Percussion und traditionellen Gesang mit Schillers Sphärenklängen fusioniert, zum Ende hin dann sogar noch sehr treibend das Tempo anzieht.

Als zweite Single wurde der clubtauglich tanzbare Elektropopsong “Illuminate” samt in Dubai, Barcelona und Berlin gedrehtem Video vorausgeschickt, den von Deylen mit Ro Nova und Tricia McTeague aufgenommen hat, die sich im Gesang abwechseln. Fans der ersten Stunde dürften hierbei gleich mehrere Sounds von früher erkennen. “Dass ich diese Sounds ausgerechnet hier wieder genutzt habe, war eher Zufall, aber passt im Nachhinein natürlich hervorragend für den Titelsong des Albums zum 25-jährigen Jubiläum”, lacht Christopher.

Natürlich gibt es auch wieder instrumentale Chillout-Nummern, mal ruhig wie bei “Der Himmel über der Wüste”, “Let’s Watch The Stars”, “La Luna”, “Die innere Stimme” oder dem von Piano und Streichern geprägten “Arc Celeste”, mal im Midtempo mit tanzbaren Beats wie bei “Meer der Stille” oder “Reisefieber”. In puncto Druck dazwischen gelegen kommen das schöne “Exotica” mit einigen effektbeladenen Gesangsfetzen sowie “Oceans Away” daher, während “Stardust” nur mit kleinen Wortsamples ebenso bewegungsfördernd ist wie das flott treibende “Lykke” und “Die schwarze Orchidee” mal eher auf 80er-Jahre-Synthiepop-Sounds als Clubklänge setzt.

Weitere vokale Stücke sind die melodisch poppigeren “Space” und “What Have We Got”, welche Schiller ebenfalls mit der aus Liverpool stammenden Tricia McTeague aufgenommen hat, die übrigens auch beim oben erwähnten “Quiet Love” am Mikro aktiv war und gegen Ende bei der dahinfließenden Ballade “Paradigm Of Peace” singt. Das elektronische und organische Klänge auf über sechs Minuten bestens fusionierende, schöne “El Color De La Luz” hat Christopher mit Guenter Haas erarbeitet, der tolle Gitarrenklänge beisteuert.

Weitere spannende Stücke sind das dreigeteilte “Endlos”, das technoid startet und endet, dazwischen dank des iranisch-kurdischen Gasts Abtin Shahrivar Weltmusikklänge aufbietet, und das zwanzigminütige, in sich einiges an Abwechslung samt starker E-Gitarren-Linie bietende Epos “Midsommar”, das Christopher von Deylen mit Thorsten Quaeschning erarbeitet hat, dem musikalischen Kopf der Berliner Elektronik-Pioniere Tangerine Dream. Abgeschlossen wird das umfangreiche, erneut gut gelungene Album von “Illuminate: Reprise” als ruhigere Version des Titelstücks.

Im Mai ist Schiller auf großer Arena Tour in Deutschland und der Schweiz unterwegs, wo er die Stücke mit immersivem Lichtkonzept vorstellen wird. Hier die Tourdaten:

01.05.23 Kempten
02.05.23 Frankfurt
03.05.23 Dresden
04.05.23 Mannheim
05.05.23 Köln
06.05.23 Oberhausen
07.05.23 Stuttgart
08.05.23 München
10.05.23 Leipzig
11.05.23 Erfurt
12.05.23 Berlin
13.05.23 Hamburg
14.05.23 Hannover
16.05.23 Zürich
17.05.23 Basel

www.schillermusic.com
facebook.com/schillermusic

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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