Home MusikCD-Rezensionen The Horrors positionieren sich mit ihrer neuen, intressanten Scheibe mehr im Industrial

The Horrors positionieren sich mit ihrer neuen, intressanten Scheibe mehr im Industrial

Autor: Tobi

The Horrors "Night Life"

The Horrors

“Night Life”

(CD, Fiction Records, 2025)

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Wer bei der 2005 gegründeten, britischen Band The Horrors Songs wie das melodisch getragene, im Refrain dann etwas progressivere und mit Wave-Momenten lautere “So Now You Know” aus dem vierten Album “Luminous” (2014) oder das tanzbar treibende, fast schon elektropoppige “Something To Remember Me By” aus ihrer 2017er-Scheibe “V” im Ohr hat, der wird beim Anhören ihres neuen Albums “Night Life” erst einmal überrascht sein.

Mit ihrem sechsten Longplayer meldet sich die Formation zum 20-jährigen Bestehen nach acht Jahren Album-Pause runderneuert zurück. Was sich auf den beiden 2021 veröffentlichten EPs “Lout” und “Against The Blade” bereits ankündigte war Experimentieren in Richtung von Industrial-Klängen, und diese haben sie sich nun auf die Fahne geschrieben.

The Horrors (© Vessel Video / Paris Seawell)

(© Vessel Video / Paris Seawell)

In neuer Besetzung, bei der sich zu den von Beginn an zur Formation gehörenden Sänger Faris Badwan, Gitarrist Joshua Hayward und Bassist Rhys Webb nun seit letztem Jahr Amelia “Millie” Kidd von The Ninth Wave am Keyboard und Jordan Cook von Telegram am Schlagzeug gesellen und dazu teilweise noch Yves Rothman an Gitarre, Bass und Synthies sowie Victor Indrizzo an den Drums, geht es deutlich weniger mainstreamtauglich und auch fordernder zu.

Der fünfeinhalbminütige Opener “Ariel” baut sich erst einmal mit dunklerer Klangkulisse und verzerrtem Gesang auf, um dann energischer zu werden und hinten raus vor allem in eine rhythmische, teilweise wild anmutende Passage zu münden.

Neun Tracks sind auf den 45 Minuten von “Night Life” zu finden, und “Silent Sister” knüpft dann mit lautem, krachigem Industrial an, in der Strophe mal etwas gemäßigter, im energetischen, durchaus packenden Refrain dafür mit abrockenden Riffs bereichert.

“The Silence That Remains” wirkt hiergegen schon fast gemäßigt, nach dunklen Sphärenklängen zum Start in Wave mit treibendem Rhythmus übergehend und trotz klanglicher Einwürfe experimenteller Art hypnotisch einlullend zu den eingängigen Stücken der Scheibe gehörend.

Beim starken “Trial by Fire” geht es wieder deutlich progressiver zu, vom Klangbild generell, in puncto verzerrten, druckvollen Gesangs und auch in Bezug auf die Mischung aus elektronischen Klängen, im Midtempo marschierenden Drums, tiefem Bass und einigen krachigen Riffs.

“The Feeling Is Gone” kommt danach fast entspannend als ruhiger fließende, sphärische Elektronummer daher, auch wenn hier nicht auf knarzige Würze verzichtet wird. Mit “When The Rhythm Breaks” gibt es später noch eine auf Atmosphäre setzende Nummer, wobei hier zu sanften Vocals mit wabernden Klängen gearbeitet wird, am Ende auch etwas bedrohlichem Abgang.

Als weitere Auskopplung wurde das über sieben Minuten lange “Lotus Eater” voraus geschickt, das sich mit deckenden Elektroklängen mehr und mehr aufbaut, um dann in seiner zweiten Hälfte pumpende, tanzbare Beats zu bieten, dazu avantgardistische Klänge, die bewusst nicht chillig sind.

Dass The Horrors sich klanglich neu definieren hat man nun verstanden, doch mit dem gegen Ende des Albums platzierten “More Than Life” wurde auch die geradlinigste Wave-Nummer als Single auserkoren, die treibend gut abrockend zu packen weiß, sicherlich am ehesten von allen Tracks der Scheibe zum Ohrwurm taugt, auch wenn es der Band hierum absolut nicht mehr zu gehen scheint.

Mit “L.A. Runaway” schließt dann sogar noch eine weitere eher im alten Stil gehaltene, melodische Indie-Wave-Rock-Nummer die Scheibe ab, fast versöhnlich für die alten Fan-Ohren, die sich an die neue Industrial-Ausrichtung vielleicht noch etwas gewöhnen müssen. In jedem Fall eine sehr interessante Scheibe, die uns The Horrors hier präsentieren, aber auch eine, in die man sich reinhören muss, da sie nicht leichtverdaulich daher kommt – was aber ja nichts Schlechtes sein muss.

www.thehorrors.co.uk
instagram.com/thehorrors

Bewertung: 7 von 10 Punkten

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