Home MusikCD-Rezensionen U96 nehmen einen erneuten Anlauf, auch ohne Alex Christensen erfolgreich zu sein

U96 nehmen einen erneuten Anlauf, auch ohne Alex Christensen erfolgreich zu sein

Autor: Tobi

U96 "Reboot"

U96

“Reboot”

(2CD, UNLTD Recordings, 2018)

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“Ohne ‘Boot’ kein Alex”, sagte Alex Christensen im Interview zu seinem Ausflug in die orchestrale Aufbereitung der 90er auf dem Album “Classical 90s Dance” (lies unser Interview hier). Damals, 1991, war Christensen maßgeblich am Erfolg der U96-Dance-Version des Kinofilm-Soundtrack-Klassikers “Das Boot” beteiligt, erschuf diese zusammen mit dem Produzententeam Matiz, bestehend aus Ingo Hauss, Hayo Lewerentz und Helmut Hoinkis. Mitte der 2000er-Jahre dann stieg Alex, den man am ehesten mit dem Namen U96 verband, aus dem Projekt aus.

“Ohne ‘Boot’ kein Alex, ohne Alex aber ein Reboot” könnte man nun sagen, und nicht nur ohne ihn. Auch ohne Helmut Hoinkis setzen Ingo Hauss und Hayo Lewerentz die Geschichte des Projekts nun fort und greifen im Titel “Reboot” als Wortspiel den Klassiker noch einmal auf, deuten zugleich auf einen Neuanfang hin, elf Jahre nach dem letzten Album “Out Of Wilhelmsburg”, welches ein totaler Flop wurde. Da auch der 2015 bis 2016 mal kurzzeitig als U96-Mitglied dazu gestoßene Josh Stolten nicht mehr mit von der Partie ist, haben Hauss und Lewerentz sich einige Gäste an Bord geholt.

17 Tracks findet man auf den 75 Minuten der ersten CD von “Reboot”. Anfangs bereiten diese etwas Sorge, erklingt nach einem kurzen Intro doch mit “Angels” ein recht simpel gestrickter Dance-Track, der voll nach 90er-Jahre klingt, wozu auch der Gesang der amerikanischen Soulkünstlerin Terri B! voll passt. Ob nun gerade diese natürlich tanzbare, aber ansonsten recht fade Nummer als Single ausgekoppelt werden musste, um das Motto “Reboot” zu pushen, das ist fraglich.

Danach aber wird es spannender, denn U96 tauchen vom seichten Dance-Gewässer ab in tiefere Gefilde elektronischer Musik. “F……Camera” ist hier noch als Übergangssong im Tauchgang zu sehen, dann aber treffen sie auf Wolfgang Flür. Mit ihm, der von 1973 bis 1986 als Schlagzeuger zu den Legenden von Kraftwerk gehörte, haben sie “Zukunftsmusik” und “Hildebrandslied” erschaffen. Ersteres klingt wie eine Blaupause von Kraftwerk, weiß aber klanglich durchaus zu gefallen, und Letzteres kommt technoider und hypnotisch daher, ist hierbei auch alles andere als übel.

Als weiterer Gast ist Joachim Witt zu hören, der mit dafür sorgt, dass “Quo Vadis” eine düstere Nummer im Midtempo ist, die nicht sonderlich positiv auf die Welt schaut, dann aber doch schließlich zumindest noch tanzen lässt, wenn es plötzlich flotter zugeht. Zu diesem Stück präsentierte Witt auf seinem aktuellen Album übrigens eine eigene, völlig anders angerichtete Version.

Ansonsten geht es mal getragener zu wie bei “60 Seconds” oder “Snow Brain”, mal clubtauglicher wie bei “Monkeys”, “Contact Machines” oder “Another World”, mal sphärischer wie bei “Heart Of Light” oder “Timelapse”. Das lässt sich in der Summe ganz gut anhören, und nur wenige weitere 90er-Rückfälle wie “Losing Our Time” kommen richtig anstrengend daher.

Auf den 37 Minuten der Bonus-CD findet man acht zusätzliche Tracks. Diese setzen sich zusammen aus den sechs Stücken der bislang ausschließlich auf Vinyl erhältlichen 2015er-EP “The Dark Matter”, einem Remix von “Zukunftsmusik” und einem des EP-Songs “Human Cosmic”.

facebook.com/U96reboot

Bewertung: 6 von 10 Punkten

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