Dass kleine Autokameras, genannt Dashcams, einem nutzen können, hieran gibt es keinen Zweifel. Laut einem BGH-Urteil aus dem Jahr 2018 ist es nämlich erlaubt, dass Dashcam-Aufnahmen als Beweismittel in einem Unfallprozess verwendet werden dürfen – und dies stellt definitiv das Hauptnutzen der Geräte dar. Was hingegen nicht erlaubt ist, ist anlassloses, permanentes Filmen und Speichern des öffentlichen Straßenverkehrs, denn dies verstößt gegen den Datenschutz.
Was aber heißt dies nun genau? Wenn es einen konkreten Anlass gibt, man also wegen eines möglichen Verkehrsunfalls das Geschehen festhalten möchte, dann darf man filmen. Nun weiß man selten im Voraus von einem Unfall – und sollte natürlich als Fahrer sowieso nicht noch rasch an der Kamera herum fummeln, um sie schnell einzuschalten. Die Dashcam hat hierfür allerdings Funktionen, die trotzdem genau die richtigen und auch gesetzlich erlaubten Aufnahmen ermöglichen.
Zum einen wäre hier die Loop-Funktion zu nennen. Da hierbei ältere Sequenzen (eine Dashcam speichert in diesem Modus nicht eine große Datei, sondern kleinere Passagen) immer wieder überschrieben werden, speichert man seine Aufnahmen nicht dauerhaft. In puncto Unfall wird der G-Sensor, ein Beschleunigungssensor, wichtig. Dieser erkennt automatisch Gefahren und sorgt dafür, dass Aufnahmen eines Crashs nicht überschrieben werden. Mittels GPS-Daten und Zeiterfassung werden dann Unfallort sowie -zeitpunkt markiert.
Die neue Dashcam “60” von Hama, welche uns zum Testen überlassen wurde, bietet viele dieser Funktionen – GPS-Datenerfassung allerdings nicht. Ausgestattet mit einem 140°-Ultra-Weitwinkelobjektiv erfasst die Dashcam einen sehr großen Bereich vor dem Fahrzeug, und so können auch größere Kraftfahrzeuge wie LKWs oder Wohnmobile mit dieser Dashcam ausgestattet werden.
Die Hama Dashcam kann übrigens selbst bei einem während des Parkens erlebten Unfalls helfen. Wenn jemand das eigene Auto beispielsweise beim Rückwärtseinparken gerammt hat, dann gibt es ab dem Aufprall Bilder, denn die Videoaufnahme wird – wenn die Kamera aktiv und die entsprechende Einstellung gewählt ist – bei Bewegung automatisch gestartet, und der G-Sensor sorgt dafür, dass diese Aufnahmen erhalten bleiben.
Ein weiteres gutes, sehr sinnvolles Feature der Hama Dashcam “60” ist Automatic-Night-Vision. Auch bei Dunkelheit werden hierdurch Videoaufnahmen optimiert aufgezeichnet – natürlich nicht in Qualität hochwertiger Nachtsichtgeräte, aber in jedem Fall werden die Aufnahmen hierdurch verbessert und gut nutzbar. Selbst Ton kann mit der Dashcam dank integriertem Mikrofon aufgezeichnet werden, was bei Unfallsituationen durchaus helfen kann. Und als kleine Hilfe liegt der Packung auch noch ein USB-Kartenlesegerät für MicroSD-Karten bei.
Die Dashcam kommt mit ihrer kompakten Bauweise (5,8 cm hoch, 4,7 cm breit, 3 cm tief) in einer genau richtigen Größe daher, um beim Fahren nicht zu stören – angebracht wird sie nämlich mittels Saugnapfhalterung an der Windschutzscheibe. Die Montage ist wie bei diversen Navi-Geräten mit gleicher Halterungstechnik somit unkompliziert, und mittels eines mit 2 Metern ausreichend langen Kabels kann man die Kamera selbst mit dem Zigarettenanzünder verbinden, wenn man einen evtl. vorhandenen zweiten hinten an der Mittelkonsole hierfür nutzen möchte. Und wenn man das Gerät mal vom Strom trennt, dann dient als kurzzeitige Back-Up-Lösung ein verbauter Li-Ion-Akku, der die Dashcam zwischen 20 und 30 Minuten lang mit Energie versorgt.
Natürlich benötigt man eine passende Speicherkarte zum Aufzeichnen der Videos. Der Kartenslot liegt direkt an der Seite der Dashcam, und microSDHC-Speicherkarten mit bis zu 32 GB können genutzt werden.
Die Bedienung der Dashcam ist ebenso einfach wie ihre Anbringung. Drückt man die “M”-Taste (für “Mode”) drei Sekunden lang, dann gelangt man ins Menü der Einstellungen, wo man ohne Probleme nicht nur Datum und Uhrzeit festlegen kann, sondern auch Dinge wie die Auflösung, ob eine Tonaufnahme gewünscht ist oder die dauerhafte Einblendung des aus Datum und Uhrzeit bestehenden Wasserzeichens.
Am wichtigsten ist es aber, hier den Loop-Modus zu aktivieren – man kann ihn nämlich auch ausschalten, und dann wird ein langes Video aufgezeichnet, was bei uns nicht erlaubt ist. Das Loop-Intervall ist zwischen einer, zwei, drei oder fünf Minuten frei einstellbar. Da Datenschutz-Konformität in Deutschland allerdings selbst im Loop-Modus noch nicht eindeutig geklärt ist, würden wir empfehlen, hier deutlich zu machen, dass es einem um Aufnahmen im Fall eines Unfalls geht. Wie? Am besten wählt man ein niedriges Loop-Intervall von ein oder zwei Minuten und setzt auch eher eine kleine Speicherkarte ein. Die Videos werden bei Hamas Dashcam “60” nämlich erst dann überschrieben, wenn diese voll ist, und bei einer Karte mit 32 GB würde man in HD-Qualität etwa 250 Minuten aufnehmen müssen, bevor etwas überschrieben wird. Hier fehlt dem Gerät eine Funktion, um eine geringe Zahl an zu speichernden Videos festzulegen, die dann immer wieder überschrieben werden, was in puncto Datenschutz definitiv helfen würde. Wenn man die Dashcam im Ausland nutzen möchte, sollte man sich übrigens vorher über die dort gültigen Regularien informieren – am Ende der Website zum Produkt bietet auch Hama einige Informationen.
(Hinweis: Da wir keine Juristen sind, spiegelt das Geschriebene basierend auf diversen Berichten und Artikeln zum Thema lediglich unsere Meinung zum aktuellen Stand dessen wider, ob Dashcam-Nutzung erlaubt ist oder nicht.)
Die Bildqualität der Hama Dashcam “60” ist völlig okay und ausreichend, wobei die Aufnahmen in HD-Qualität von 1280 x 720 p tatsächlich besser aussehen als in 1080p Full-HD-Qualität. Hier bekommt man nämlich nicht das erwartete 16:9-Format mit 1920 x 1080 p, sondern lediglich 1440 x 1080 p – also ein 4:3-Format – und so kommt das 140°-Ultra-Weitwinkelobjektiv mit seinem guten Sichtbereich gar nicht voll zur Geltung. Aber welche Auflösung man auch wählt von beiden (dritte Option WVGA 848 x 480 p würden wir nicht empfehlen), man kann Nummernschilder naher Fahrzeuge in jedem Fall erkennen, genauso wie das Geschehen drum herum. Und ja, natürlich könnte man in Ländern, in denen Dashcam-Nutzung generell erlaubt ist, auch längere Videos aufnehmen, die man dann z.B. bei landschaftlich schönen Strecken in seine Urlaubsvideos einbauen kann. Hierfür sind die Aufnahmen aber dann doch eher nicht brilliant genug, auch wenn man den Kontrast noch anpassen kann.
Die Hauptnuzung dieser Kamera ist also klar das Aufzeichnen für den Fall eines Unfalls. Man kann Aufnahmen hierbei entweder manuell sichern, so dass sie nicht überschrieben werden, oder dies geschieht durch den G-Sensor … wobei wir keinen Unfall simuliert haben, um dies zu testen. Zusätzlich kann man Fotos mit einer Auflösung von 12 MP aufnehmen, aber heute würde wohl jeder für Fotos eher sein stets griffbereites Smartphone nutzen. Sollte dieses aber mal nicht vorhanden oder der Akku leer sein, so hat man hier eine Alternative. Wenn man die Tonaufzeichnung (32 kHz / 16 Bit Mono) auswählt, liefert das eingebaute Mikro mittelmäßige Qualität.
Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 69 Euro – was bedeutet, dass man die Kamera bei einigen Händlern vmtl. schon für einen Preis um die 40 Euro bekommen kann – liegt die Dashcam eher im unteren als mittleren Bereich, bietet hier aber in jedem Fall einige sinnvolle Features und vor allem das, wofür man eine Dashcam hat – nutzbare Bilder, die auch erlaubt sind, wenn man wie beschrieben darauf achtet, den Datenschutz zu gewährleisten.
Eine Warnung des Herstellers darf nicht vergessen werden: Bei einigen Fahrzeugen kann es vorkommen, dass die Stromzufuhr trotz abgestellter Zündung erhalten bleibt. In diesem Fall muss man die Kamera manuell ausschalten, um die Autobatterie vor Entladung zu schützen.
Technische Details Hama Dashcam “60”
- Videoauflösung: 1080 p
- Foto-Auflösung: 12 MP
- Blickwinkel: 140° Ultra-Weitwinkel
- Bildschirmgröße: 3,81 cm (1,5″)
- Kartenslot: microSDHC (bis 32 GB)
- USB-Schnittstelle: Mini-USB 2.0
- Breite x Tiefe x Höhe: 4,7 x 3 x 5,8 cm
- Betriebsspannung: 5 V
- Stromversorgung: Kfz-Netzteil
Art.-Nr. 00136698 Dashcam “60”; UPE¹: 69 EUR
¹ Unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers